Fettes Brot im Plattenladen Second Hand Records, die Orsons im Wizemann: Immer mehr Künstler präsentieren ihr Merchandise außerhalb der eigentlichen Spielstätte. Chimperator-Chef Steffen Posner erklärt im Interview wieso.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart -

 

Herr Posner, die von Ihnen gebuchte Band „Die Orsons“ verkauft bei ihrem Auftritt in der Porsche-Arena am Samstag keine Devotionalien an die Fans. Wieso?

Weil die Gebühren für den Merchandising-Verkauf so hoch sind, dass wir für einen Pullover dort statt 50 65 Euro verlangen müssten – und das wollen wir unseren Fans nicht zumuten.

Was machen Sie stattdessen?

Wir laden unsere Fans zwischen 13 und 18 Uhr ins Wizemann ein. Dort können sie sich mit Merchandise eindecken. Außerdem kommt die Band nach dem Soundcheck ab 16 Uhr für eine Autogrammstunde vorbei.

Die Band Fettes Brot hat es vor ihrem Auftritt in der Porsche-Arena vor wenigen Tagen ähnlich gemacht und ihren Merch-Verkauf in den Plattenladen Second Hand Records verlegt. Handelt es sich hier um ein Stuttgarter Problem?

Nein. Das Problem besteht bundesweit in vielen größeren Spielstätten. Für Stuttgart hat sich zum Beispiel eine Berliner Firma die Merch-Rechte gesichert. Diese Agentur berechnet Künstlern nun so hohe Gebühren, dass sie am Merchandise mehr verdient als die Musiker selbst.

Also sind Fans in ganz Deutschland betroffen?

Genau. Marteria und Casper haben bei ihrem Auftritt in der Waldbühne kürzlich ebenfalls auf den Verkauf von Fan-Artikeln verzichtet. KIZ, Kraftklub und andere haben es in anderen Städten ähnlich gehandhabt.

Hat das langfristig noch andere Konsequenzen?

Ja. Ich kenne Bands, die ganz bewusst andere Hallen spielen, um solche Konzessionen zu umgehen. Zudem hat man auf Tour sein eigenes Personal dabei und möchte, dass eben dieses das Merch des Künstlers verkauft. Es gibt nur noch wenige Spielstätten wie etwa die Max-Schmeling-Halle in Berlin, in der man sein Merchandise noch selbst verkaufen darf.

Und das würden Sie sich perspektivisch auch für Stuttgart wieder wünschen?

Natürlich. Wir würden unsere Sachen gerne von Leuten aus unserem Team verkaufen lassen, weil die viel näher an der Band und an den Fans dran sind. In der Porsche-Arena hätten wir die Fan-Artikel nicht nur teurer machen müssen, sondern den Verkauf auch noch in fremde Hände geben müssen. Das passt zu einer Band wie den Orsons aber nicht.