Die Bahn erweist sich beim Ausleihsystem Regiorad erneut als unzuverlässiger Vertragspartner. Für die Stadt ist das ein selbstverschuldetes Desaster, meint unser Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - In Stuttgart wird es, wenn im Frühjahr die neuen Verleihstationen für Räder von der Bahntochter DB Connect aufgestellt werden, keine neuen Pedelecs zum Ausleihen geben. Wer elektrisch unterstützt in die Pedale treten will, muss sich auf die alten Call-a-Bike-Räder setzen. Das ist für das Projekt Regiorad, das im Stuttgarter Rathaus federführend für die gesamte Region gemanagt wird, ein veritabler Fehlstart. Gerade in der hügeligen Landeshauptstadt und ihrer Umgebung ist der elektrische Rückenwind für Gelegenheitsradler wichtig. Immerhin besteht in manchen Städten der Region das Ausleihangebot des Bahn-Konkurrenten Nextbike weiter. Doch das ist ein schwacher Trost – und für die Bahn-Tochter und die Stadt an Peinlichkeit kaum zu überbieten.

 

Lange Vorgeschichte

Betrachten wir die Vorgeschichte: In der Stadt Stuttgart gibt es seit Jahren das Angebot Call a Bike der Bahn – in der Region, gefördert vom Land, mehr als ein Dutzend Ausleihstationen von Nextbike. Die beiden Systeme passen nicht zusammen. Deshalb ist ein gemeinsames Angebot sinnvoll und angesichts der Mobilitätsprobleme längst überfällig. Die erste Ausschreibung der Stadt Stuttgart platzte aber wegen unrealistischer Vorgaben, in der zweiten setzte sich DB Connect mit dem günstigsten Angebot durch. Ein Einspruch des unterlegenen Konkurrenten Nextbike scheiterte, obwohl er genau das prophezeite, was jetzt eingetreten ist – nämlich dass die Bahn zeitnah kein funktionierendes System für die E-Bike-Ausleihe anbieten kann.

Bahn verspricht – und kann es nicht halten

Das wirft ein schlechtes Licht auf die Bahn, die einmal mehr zeigt, dass sie mehr verspricht (siehe S 21, siehe S-Bahn) als sie halten kann, um einen Auftrag zu ergattern – für ein Unternehmen im Bundesbesitz auch ordnungspolitisch ein Unding. Die E-Bike-Lücke ist auch ein Desaster für die Verkehrspolitik der Stadt und für ihre Rolle in der Region. Das direkt dem OB unterstellte Referat für nachhaltige Mobilität setzte auf den falschen Partner. Jetzt ist guter Rat mindestens so teuer wie ein E-Rad.