Keith Richards verdanken wir mindestens die Hälfte aller Rolling-Stones-Nummern und einige der größten Gitarrenriffs in der Geschichte des Rock’n’Roll. Jetzt wird er 75 Jahre alt – und er hat einiges zu sagen.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Stuttgart - Keith Richards’ Autobiografie „Life“ ist zwar inzwischen schon zehn Jahre alt. Doch in ihr hat er eigentlich schon alles gesagt, was gesagt werden muss. Daher hier die schönsten Zitate aus dem Buch des Mannes, der am 18. Dezember 75 Jahre alt wird.

 

Richards und Mick Jagger

Bis Mitte der Siebziger waren Mick und ich unzertrennlich. Wir entschieden immer gemeinsam für die ganze Gruppe. Wir hockten zusammen und improvisierten, wir schrieben alle Songs. Dann kam der Bruch – ich ging meinen Weg, und zwar stetig bergab ins Drogenland, während Mick ins Reich des Jetsets aufstieg. Da hatte sich ein Haufen Probleme angestaut, einfach weil wir waren, wie wir waren, und weil die Sechziger gewesen waren, wie sie gewesen waren. (. . .) Mick und ich sind keine besonders guten Freunde – dafür sind wir einfach zu oft aneinandergeraten – , aber wir sind Brüder, und Brüder sind unzertrennlich.

Richards und Elvis

Diese Zeile, „since my baby left me“, diese paar Takte – das war die Initialzündung. Der erste Rock’n’Roll meines Lebens. Eine radikal neue Art, einen Song zu singen und zu spielen, ein radikal neuer Sound. Ein karger, roher Klang ohne Kinkerlitzchen, ohne Geigen und Damenchor und Schmalz. Absolut beispiellos. Hier gab es nichts Überflüssiges, hier lagen die Wurzeln offen, die man immer irgendwie gespürt, aber nie gehört hatte. Dafür ziehe ich den Hut vor Elvis.

„Satisfaction“

Ich hatte zu der Zeit keine Freundin und hauste in meiner Wohnung in Carlton Hill, St. John’s Wood. Daher vielleicht die Stimmung des Songs. Ich habe ihn im Schlaf geschrieben. Ohne es mitzubekommen. Gott sei Dank stand da mein kleiner Philips-Kassettenrekorder, sonst hätte es den Song niemals gegeben. Das reinste Wunder: Ich wachte auf und entdeckte den Rekorder. Ich wusste, ich hatte erst gestern Abend eine frische Kassette eingelegt – und jetzt war das Band voll. Also drückte ich auf Rewind, und da war er: „Satisfaction“. Nur die Grundidee, nur das Nötigste, und natürlich ohne diese Verzerrung, weil ich auf der Akustischen gespielt hatte. Gefolgt von vierzig Minuten schnarchendem Keith.

„Jumpin’ Jack Flash“

Jedes Mal, wenn ich „Flash“ spiele, kann ich hören, wie die Band hinter mir abhebt, als ob sich ein Turbo zuschaltet. Man stürzt sich auf das Riff, aber das Riff spielt mit dir.

Richards und der Blues

Wenn man den Blues spielt, dann hat das was von einem Gefängnisausbruch. Zuvor sind die Noten zwischen den Taktstrichen gefangen wie Sträflinge hinter Gitterstäben.

Richards und die Groupies

Ich möchte eine Lanze brechen für die feinen jungen Damen, die wussten, was sie wollten, und die wussten, was sie anzubieten hatten. Es waren einige aufdringliche Opportunistinnen darunter wie die sogenannten Plaster Casters, die Schwanzabdrücke von Rockmusikern sammelten. Von meinem haben sie keinen bekommen, dafür war ich nicht zu haben. (. . .) Dabei gab es jede Menge Groupies, die einfach nette Mädchen waren und sich gern um uns Jungs kümmerten. Die einen gewissermaßen bemutterten. Und wenn es sich dann eben so ergab, okay, dann schoben wir halt eine Nummer.

Richards und Anita Pallenberg

Ich lasse mich nicht derart mit Frauen ein, wenn ich sie nicht aufrichtig liebe. Wenn was nicht funktioniert, suche ich den Fehler immer bei mir – ich betrachte es als meine Pflicht, die Sache am Laufen zu halten. Aber mit Anita (Pallenberg, Anm. der Red.) war das nicht mehr möglich. Nichts konnte ihren Selbstzerstörungstrip stoppen. In der Hinsicht war sie wie Hitler, sie wollte alles mit sich in den Abgrund reißen.

Richards und die Drogen

Ich habe wirklich haufenweise Drogen genommen, die ich nicht mochte und auch nie wieder angerührt habe. Fakt ist jedoch, dass ich mich mit Heroin besser auf meine Arbeit konzentrieren und sie besser zu Ende bringen konnte als ohne. Aber das soll keine Empfehlung sein. Das Leben eines Junkies sollte man niemandem empfehlen. (. . .) Die meisten Junkies verblöden. Und das war letztlich der entscheidende Grund, der mich zur Umkehr bewegte.

Richards und Mozart

Ich höre Mozart und lese viel.

Alle Zitate aus: Keith Richards: Life. Aus dem Englischen von Willi Winkler, Ulrich Thiele und Wolfgang Müller. Heyne Verlag, München. 736 Seiten. 14,99 Euro.