Der Gemeinderat legt den Standort für Rommelshausen fest. In Stetten bleibt es beim Areal an der Glockenkelter. Dass ein Erinnerungsort für die Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs in Kernen nicht ausreicht, steht schon länger fest.

Kernen - Dass ein Erinnerungsort für die Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs in Kernen nicht ausreicht, steht schon länger fest. Bereits im Frühjahr entschied der Gemeinderat, dass in beiden Ortsteilen, also in Rommelshausen und Stetten, ein solches Denkmal errichtet werden soll. Der Standort in Stetten stand da schon fest: Als bestens geeignet wurde der Bereich vor der Glockenkelter am Fuße der Yburg eingestuft.

 

Nun ist auch klar, wo in Rommelshausen das Mahnmal stehen soll. Die Gemeinderäte legten kürzlich den Standort für Kernens nördlichen Teilort fest. Ausgewählt wurde ein Bereich nördlich des alten Rommelshauser Rathauses an der Ecke Haupt- und Pfarrstraße. Das Gelände grenzt an die Mauer zum Gebäude Hauptstraße 13 an.

Dabei handelte es sich neben dem Alten Rathaus noch um den Kirchgarten sowie den Pfarrgarten

Gemeinsam mit Andreas Stiene als Vertreter der „Interessengemeinschaft Erinnerungsort Zwangsarbeit“ und dem Urheber des Entwurfs der Stele, dem Künstler Michael Schäfer von der Kunstschule Unteres Remstal, wurden in Rommelshausen gleich mehrere Standorte untersucht. Dabei handelte es sich neben dem Alten Rathaus noch um den Kirchgarten sowie den Pfarrgarten. Ergebnis war, dass die Rathausvertreter wie die IG-Verantwortlichen sich eindeutig für den Standort Altes Rathaus aussprachen. Der Standort wurde, wie es in der Sitzung des Gemeinderats hieß, bereits mit der evangelischen Kirchengemeinde „positiv vorabgestimmt“.

Die Fläche, die sich im Eigentum der Gemeinde Kernen befindet, eigne sich aufgrund des Zuschnitts und der unmittelbaren Zuordnung zum ehemaligen Rathaus sowie durch ihren geschichtlichen Bezug nach Einschätzung der Beigeordneten und des Bauamtsleiters Peter Mauch „hervorragend für den Erinnerungsort“. In der Sitzung wurden konkretere Entwurfsskizzen der in Stetten an der Glockenkelter und in Rommelshausen geplanten Stelen gezeigt.

Die alternativ untersuchten Standorte in den Kirchgärten und Pfarrgärten in Rommelshausen wurden ausgesiebt, weil sie als Veranstaltungsflächen beziehungsweise als geplanter Bürgergarten „bereits mit anderen Nutzungen belegt sind“.

Diese Plätze müssten sichtbar und öffentlichkeitswirksam sein

Als Nächstes werden die technischen Anforderungen geprüft, dabei geht es um die Statik und Konstruktion der Stahlskulpturen. Es folgen die Ausschreibung und Vergabe der Schlosserarbeiten zur Erstellung der Stelen. Für die Errichtung der beiden Erinnerungsorte für die Zwangsarbeiter wurden bereits im Haushalt für 2018 insgesamt 25 000 Euro bereitgestellt.

Der von Andreas Stiene und Jürgen Wolfer gegründeten Interessengemeinschaft geht es darum, an die 144 Zwangsarbeiter in Kernen, hauptsächlich Frauen, zu erinnern. Sie waren im Gärtnerhaus der Anstalt Stetten und in Rommelshausen in der ehemaligen Turnhalle untergebracht. Die Opfer der NS-Diktatur, ihrer Freiheit und Würde beraubt, sollten aus der Anonymität geholt werden. Die Erinnerung an diese konkreten Schicksale, die in Rommelshausen und Stetten erlitten werden mussten, sollen die aktuelle und die kommende Generation „an unsere Verantwortung erinnern, solche Barbarei zu verhindern“, hieß es.

Schnell war klar, dass ein gemeinsamer Erinnerungsort in Kernen für alle, denen Unrecht widerfuhr, nicht den Belangen der einzelnen Gruppen entspricht. Die Erinnerungskultur müsse mitten im Leben und an belebten Orten angesiedelt werden, sie dürfe „nicht versteckt werden“. Im Frühjahr 2017 kam deshalb der Vorschlag, dass jeder Ortsteil einen eigenen Erinnerungsort Zwangsarbeit haben sollte. Diese Plätze müssten sichtbar und öffentlichkeitswirksam sein. „Für die Gemeinde sind sie ein Gewinn an Mitmenschlichkeit“, urteilte Andreas Stiene.