Kerstin Ruhkiecks neuester Thriller „In deinen Augen der Tod“ nimmt die Leser mit auf einen blutigen Parforceritt durch die Abgründe verwirrter Teenagerseelen.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Die junge Olivia Bloch kehrt als Opfer nach einer blutigen und dramatischen Geiselnahme schwer traumatisiert aus Hannover in ihr Heimatdorf zurück. Dort ist sie allerdings alles andere als gut aufgehoben: Ihr Vater sitzt mit zunehmender Demenz im Pflegeheim, auch sonst gibt es wenig Anknüpfungspunkte. Ihr bester Freund aus Teenagerzeiten bleibt verschwunden, und auch sonst spürt Olivia wachsende Ablehnung.

 

Lesen Sie aus unserem Angebot: Erinnerungen im Schatten eines Traumas

Der Grund dafür: In mieser Fake-News-Manier haben anonyme Verschwörungstheoretiker im Netz eine mögliche Komplizenschaft der jungen Frau mit den Geiselnehmern zusammenschwadroniert. In Verbindung mit dem Dorfklatsch braut sich da etwas Dunkles über Olivia Bloch zusammen. Schließlich stellt sie fest, dass sie offensichtlich beobachtet wird...

Eine blutige und brutale Geiselnahme

Das ist in wenigen Sätzen zusammengefasst der Plot des neuen Romans von Kerstin Ruhkieck, der jüngst im Emons Verlag erschienen ist. „In deinen Augen der Tod“ ist eine sehr eigenwillige Mischung aus Jugendkrimi und Splatterthriller. Viel Raum nimmt die Freundschaft zwischen Olivia und Julian ein, mit dem sich die junge Frau in eine eigene, vom kleinbürgerlichen Dorfleben abgekoppelte Welt zurückzieht. Die beiden sind nicht richtig zusammen, aber parallele Liebschaften kommen auch nicht in Frage. Julian erscheint Olivia unnahbar, andererseits aber auch als vollkommener Seelenverwandter: Das normale Teenager-Gefühlschaos eben.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wenn Religion und Hass zusammenfinden

In diesen mitunter fast naiv anmutenden Romantikthriller bricht mit viel Blut und expliziter Gewalt die Geiselnahme herein, die Olivia nachhaltig traumatisiert. Bisweilen hat der Leser das Gefühl, einen Parallelkrimi zu lesen. Ist „In deinen Augen der Tod“ nun das eine oder andere oder am Ende nichts so richtig? Es ist auf jeden Fall eine eigenwillige Mischung, die die einen sperrig, die anderen originell finden werden.

Das Ende ist ein Schlag in die Magengrube

Mehr als originell ist das überraschende Ende, das zwar beim (wieder sehr blutigen) Showdown mit mancher Überraschung aufwartet, die ein bisschen am Baum der Glaubwürdigkeit rüttelt, den Lesern aber auch einen kleinen Stüber in die Magengrube verpasst.

Kerstin Ruhkieck: In deinen Augen der Tod. Thriller. Emons Verlag Köln 2022. Klappenbroschur, 400 Seiten, 16 Euro.