Schwärmerisch präsentierten sich die Deutschrocker Silbermond beim Kesselfestival. Die bayerischen Blasmusik-Anarchisten LaBrassBanda brachten die Besucher in Bewegung.

„Endlich wieder tanzen“ steht auf einem gelben Banner links der Bühne, und genau das geschieht beim Kesselfestival. Am Sonntag gibt es keine überlangen Schlangen vor den Essens- und Getränkeständen, den Toiletten auf dem Cannstatter Wasen.

 

Silbermond haben ihr Konzert um 19 Uhr begonnen. Nun singt Stefanie Kloß, die Stimme der Band, deren bekanntestes Lied: „Das Beste“ heißt es. Kloß sitzt am Rand der Bühne, schwebt auf den Bildwänden, Gitarren begleiten sie bei diesem Stück, sonst nichts. 30 000 Menschen waren am Samstag auf dem Wasen, nun sind es nach Angaben des Veranstalters 20 000. Sie alle lauschen Silbermond.

Erinnerungen an ein fernes Lagerfeuer

Als das Ende des Konzertes zu nahen scheint, schwärmt Stefanie Kloß vom „indigoblauen Himmel“, den es an diesem Tag auch über Cannstatt gibt. Ein hellblauer Luftballon hüpft vor der Bühne auf und ab. Silbermond wollen nicht gehen, erst nach 20.20 Uhr werden sie sich verabschieden, wird Stefanie Kloß, die Frau mit dem dunklen Haar und dem hellen Lachen, sich noch einmal verbeugen.

Das erste Zugaben-Stück heißt „Genau so“ und führt zurück zu den Anfängen der Band aus Bautzen, in einen Garten mit Lagerfeuer, in dem das erste Bandfoto entstand; erst 14 Jahre alt waren die Musiker damals. Die Vergangenheit gibt der Gegenwart die Hand: „Es ist so schön, wie wir hier sitzen, in Stuttgart, in der Abendsonne“, singt Stefanie Kloß. „Weißt du, ich liebe den Gedanken, dass es in zehn Jahren noch so ist.“

„Ihr braucht des auch, des spür’ i doch!“

Bei Silbermond tanzen und schwärmen die Besucher, bei LaBrassBanda tun sie vor allem ersteres. Am 10. Mai vor zwölf Jahren brachte die Blasmusikgruppe vom Chiemsee das LKA zum Kochen, da lief der Schweiß des Publikums an den Wänden herab. Wände gibt es auf dem Wasen keine, den Rest haben LaBrassBanda nicht verlernt.

Auf der Bühne stehen vier wilde Blasmusiker nebst wuchtigem Bass und manischem Schlagzeug; hinzu kommt Stefan Dettl, der in südostdeutschem Dialekt seine Silben ins Mikrofon bellt und zwischendurch energisch Trompete spielt: „Wir machen jetzt die massivste Après-Party, die es gibt, weil, wir brauchen des, und ihr braucht des auch, des spür‘ i doch!“, ruft er. Und: „Alle auf! Oins, zwo, drei, vier!“

Die Bayern stahlen einst Oasis die Show – behaupten sie

LaBrassBanda – das ist Blasmusik beschleunigt mit Reggae, Ska, Polka und anderen Genres, mit einer Tuba, die immer wieder mal ein Intro in irrem Tempo spielt. Stefan Dettl, der inmitten dieser rasenden Tanzmusik gerne plaudert, erzählt dabei auch vom dänischen Roskilde-Festival 2009, bei dem die noch unbekannten Bayern auf einer Nebenbühne auftreten durften, Oasis die Headliner waren – „Aber die waren damals schon ziemlich zerstritten, die waren nicht so inspiriert.“

Als LaBrassBanda loslegten, mit ihrem „Bayrischen Techno“, seien den Briten die Zuschauer davongelaufen – behauptet der Chef der Bande. Um 22 Uhr soll Schluss ein, auf dem Cannstatter Wasen, pünktlich. LaBrassBanda dürfen nicht länger. Deshalb spielen sie halt doppelt so schnell.