Die Mietpreise in Berlin sind 2021 deutlich gestiegen. Das liegt unter anderem am gescheiterten Mietendeckel. Auch Kevin Kühnert findet keine Wohnung, am Geld scheitert es bei ihm aber nicht.

Am Geld liege es nicht, sagt Kevin Kühnert. Der 32-Jährige ist inzwischen zu der Erkenntnis gekommen, dass das fehlende Angebot zu einem seiner größten Probleme geworden ist. Denn der Generalsekretär der SPD sucht seit mehr als einem Jahr eine Wohnung in Berlin, wie er jüngst in einem Podcast des Berliner „Tagesspiegel“ verriet. Dass die Finanzen für andere Wohnungssuchende jedoch das größte Hindernis darstellen, offenbarte der am Mittwoch veröffentlichte „Wohnmarktreport Berlin“ der Immobilienbank Berlin Hyp und des Immobiliendienstleisters CBRE.

 

Demnach stieg die monatliche Miete in der Hauptstadt durchschnittlich um 3,4 Prozent auf 10,50 Euro pro Quadratmeter an. „Eine bezahlbare Wohnung in Berlin zu finden, war noch nie so schwierig wie heute. Viele Menschen können sich zudem einen Umzug in größere Wohnungen schlichtweg nicht mehr leisten“, bilanziert Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp. Mehr als 35.000 Mietwohnungsangebote und rund 27.400 Kaufangebote für Wohnungen und Mehrfamilienhäuser seien für den Report ausgewertet worden. Dazu kämen 282 Neubauvorhaben mit circa 44.850 Wohnungen.

München, Frankfurt und Stuttgart noch teurer

Trotz dieser Zahlen liegt Berlin im Vergleich mit vergleichbaren deutschen Großstädten weiterhin auf den hinteren Plätzen. So ist das Wohnen in München (18,77 Euro), Frankfurt am Main (14,46 Euro) und Stuttgart (13,99 Euro) deutlich, in Hamburg (12,40 Euro), Köln (12,23 Euro) und Düsseldorf (11,20) etwas teurer als an der Spree. Ob das noch lange so bleibt, ist zumindest fraglich. Denn die Hauptstadt wächst weiter. Zum Jahresende lebten rund 3,78 Millionen Menschen in Berlin, 5500 mehr als im Jahr zuvor. Die zwischenzeitliche „Corona-Delle“ ist inzwischen wieder geglättet und Bedarf und Nachfrage dürften nicht zuletzt auch wegen der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine weiter zunehmen. Vor allem innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings fehlt es an Wohnfläche.

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Folgen des gescheiterten Mietendeckels

Für Sascha Klaus von der Berlin Hyp sind die Gründe für den Preisanstieg fehlende Baugrundstücke, lange behördliche Bearbeitungszeiten sowie Materialmangel. Und am gescheiterten Mietendeckel. Den hatte der rot-rot-grüne Senat Anfang 2020 entgegen aller Bedenken beschlossen und damit die Mieten von rund 1,5 Millionen Wohnungen auf den Stand von Juni 2019 eingefroren.

Fast genau 14 Monate später hatte das Bundesverfassungsgericht die Deckelung dann für verfassungswidrig erklärt. Nun bekommen die Berliner die Folgen zu spüren: „Der jüngste Anstieg der Angebotsmieten stellt vor allem einen Nachholeffekt des Mietendeckels dar“, analysiert Michael Schlatterer vom Immobiliendienstleister CBRE. Laut Wohnmarktreport stieg der monatliche Quadratmeterpreis nach dem Ende des Mietendeckels nun um 3,4 Prozent an. Davor war er zunächst um ein Prozent gestiegen und von 2019 auf 2020 gar um 2,8 Prozent gefallen.

Kühnert findet im Wahlkreis keine Wohnung

Nun scheitert die Wohnungssuche im Falle Kühnerts nicht am Geld, wie er selbst bemerkt. Seine Abgeordnetendiät beträgt 10.012,89 Euro – exklusive steuerfreier Kostenpauschale und des Gehalts als SPD-Generalsekretär. Auch die nicht vorhandene Berufsausbildung und sein befristetes Arbeitsverhältnis dürften dem 32-Jährigen eigentlich nicht im Wege stehen. Die Suche nach einer Mietwohnung in seinem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg (10,29 Euro/Quadratmeter) würde vielmehr am vorhanden Angebot oder an den Konditionen scheitern: Das verbreitete Prinzip der Tauschwohnungen und des (teil-)möblierten Vermietens würde die Suche verkomplizierten, sagt Kühnert.

Aus seiner Sicht müssten Berlin und andere Großstädte zeigen, dass es „neben aller berechtigten Regulierung des Mietpreismarktes auch um Bauen, Bauen und noch mal Bauen gehen muss“ – vor allem in die Höhe und im Bestand. Besonders die Umwidmung von ungenutzten Bürokapazitäten und Leerständen im Einzelhandel böten Chancen: „Das scheint mir ein sehr unterschätztes Thema zu sein.“