Aus einem 0:2-Rückstand haben die Stuttgarter Kickers bei Preußen Münster einen 3:2-Sieg gemacht. Die Teilnahme am DFB-Pokal ist damit so gut wie sicher.

Münster - Die Stuttgarter Kickers dürfen sich auf einen heißen Herbst im DFB-Pokal freuen: Nach dem 3:2-Erfolg beim direkten Konkurrenten Preußen Münster beträgt der Vorsprung auf den nächsten Verfolger, der den Kickers Platz vier und damit das Pokalticket noch streitig machen könnte, sechs Punkte. Das Team aus Chemnitz ist damit etwa so weit entfernt wie zwei Spieltage vor dem Saisonende auch der Relegationplatz – weit genug also, dass der Kickers-Trainer Horst Steffen, ansonsten ein überzeugter Vertreter der Nichts-ist-unmöglich-Philosophie, bereits ein erstes Saisonfazit ziehen konnte.

 

„Wir sind auf dem Weg Richtung Platz vier einen großen Schritt weiter gekommen“, sagte der Coach, „und nach dem hohen Sieg von Kiel müssen wir uns nach oben keine Hoffnungen mehr machen.“ Steffen ließ keinen Zweifel daran, dass dieser vierte Rang für ihn deutlich mehr ist als nur ein Trostpreis: nämlich der verdiente Lohn für eine starke Spielzeit, die dem Team vor der Saison in dieser Form wohl kaum jemand zugetraut hätte. „Wir haben mit der Mannschaft eine sehr gute Entwicklung durchgemacht“, sagte Steffen.

Die Preußen-Fans blockieren den Stadionausgang

Diese Einschätzung teilte am Samstag auch sein Kollege Ralf Loose: „Stuttgart zählt zu den Teams, die in der Liga die besten spielerische Qualitäten besitzen“, sagte der Preußen-Trainer, dem freilich noch ein sehr unerfreulicher Abend bevorstand. Mit „Loose-raus“-Rufen war der Trainer vom Platz begleitet worden, seine Spieler mussten kurze Zeit später geschlossen vor einer Hundertschaft von frustrierten Fans antreten, die den Ausgang blockierten.

Die Kickers-Spieler waren gezwungenermaßen Zuschauer dieses Tribunals, das auch den Weg zum Mannschaftsbus versperrte. Mit aufmunterndem Schulterklopfen wurden die Kollegen aus Münster zur Anhörung geschickt – schließlich hatten sie den Kickers bis wenige Minuten zuvor einen interessanten Schlagabtausch auf Augenhöhe geliefert.

Die Kickers geben sich nie geschlagen

Am Ende scheiterte auch Münster wie schon so viele Clubs zuvor an den außergewöhnlichen Comeback-Qualitäten der Kickers. Nach 58 Minuten bereitete sich ein Großteil der 6069 Zuschauer auf einen ungefährdeten Heimsieg vor. Mehmet Kara hatte die Preußen nach 17 Minuten in Führung geschossen, Simon Scherder (57.) per Kopf nach einem Freistoß zum 2:0 erhöht.

Dann folgte die Kickers-Schlussoffensive – und zum zwölften Mal in dieser Spielzeit wurde ein Rückstand noch in einen Sieg umgewandelt. Gerrit Müller schaffte den Anschluss (64.), ehe der Joker Manuel Fischer in einem fulminanten Finish doppelt traf (82./90.). „Ich hatte das Glück, am Ende der Kette zu stehen und den Ball reinmachen zu können“, sagte der 25-Jährige in gewohnter Bescheidenheit. Wieder einmal war es das Kickers-Kollektiv, das die späte Wende schaffte. „Es ist schön, dass wir so oft zurückkommen – aber mir wäre es lieber, wir müssten nicht immer erst in Rückstand geraten“, erklärte Fischer.

„Wir haben immer unser Spiel gemacht“

Dem Kickers-Kapitän Enzo Marchese war der Spielfilm herzlich egal, ihn interessierte nur das Happy End, das seiner Elf den 17. Saisonsieg bescherte und Rang vier festigte. „Das ist der Lohn für unsere Leistung während der gesamten Spielzeit“, sagte Marchese: „Wir haben trotz aller Verletzungsprobleme immer unser Spiel gemacht. Wir haben immer attraktiv nach vorne gespielt, egal wo, egal gegen wen und egal, bei welchem Spielstand. Dann gewinnt man auch solche Spiele.“

Wenn auch nicht alle – und so dürften am Ende wenige Punkte zum ganz großen Coup fehlen. Doch Horst Steffen ist zuversichtlich, dass sein Team einer starken Spielzeit eine noch stärkere wird folgen lassen. „Die Mannschaft hat noch großes Potenzial“, versprach der Trainer.