Er machte zuletzt einen Tore-Doppelpack, doch im Heimspiel gegen den SGV Freiberg ist der Einsatz von Abdenour Amachaibou fraglich. Im Interview spricht der Offensivmann der Stuttgarter Kickers über seine bewegte Karriere und die Verbindungen zum Stadtrivalen VfB.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Sieben Siege in Serie mit der satten Torausbeute von 20:1 Treffern – Fußball-Oberligist Stuttgarter Kickers geht mit breiter Brust ins Heimspiel an diesem Samstag (14 Uhr/Gazistadion) gegen den SGV Freiberg. In dem württembergischen Derby gibt es ein Wiedersehen mit zahlreichen Ex-Kickers-Spielern: David Müller (2017/18) und Thomas Gentner (2007 bis 2009) spielten auch in der ersten Mannschaft bei den Blauen, Niklas Pollex, Leon Braun, Steven Kröner und Thomas Fausel im Nachwuchsbereich. „Uns allen ist bewusst, dass es ein schwieriges Spiel gegen einen starken Gegner wird“, sagt Kickers-Offensivmann Abdenour Amachaibou (31).

 

Herr Amachaibou, Dank Ihrer beiden Tore beim 2:0 in Backnang haben die Kickers nun sieben Siege hintereinander eingefahren. Kommt Ihnen die Serie nicht langsam unheimlich vor?

Nein, gar nicht. Wir sind gut drauf, arbeiten konzentriert und es läuft einfach gut.

Ist Erfolg im Fußball so leicht zu erklären?

Manchmal schon. Aber klar ist, dass harte Arbeit dahinter steckt. Grundlage ist immer eine stabile Defensive. Wir stehen hinten gut und lassen nur wenige Chancen des Gegners zu.

Nachdem der Start in die Saison ziemlich holprig war...

… haben wir uns als Mannschaft zunehmend gefunden. Ganz entscheidend war, dass die von außen aufkommende Unruhe, vor allem nach dem Pokal-Aus gegen die TSG Backnang, komplett von der Mannschaft ferngehalten wurde und wir fokussiert weitergearbeitet haben. Der Trainer und unser Sportlicher Leiter haben diesbezüglich gute Arbeit geleistet. Vor allem Martin Braun hat immer gesagt, wir sollen ruhig weiterarbeiten.

Der Erfolg gibt ihm nun recht. Hand aufs Herz: Haben auch Sie immer daran geglaubt, dass die Kickers solch eine positive Serie hinlegen werden?

Mir war klar, dass sich unsere Arbeit auszahlen wird. Ganz einfach deshalb, weil viel Qualität und Erfahrung in unserer Mannschaft steckt.

Kann es nicht auch sein, dass eine solche Serie dazu führt, mal einen Gegner zu leicht zu nehmen?

Nein. Wir werden von Spiel zu Spiel reifer, unsere Brust wird immer breiter, aber wir bringen jedem Gegner in jedem Spiel den gleichen Respekt entgegen.

Sie sind in Düren geboren und haben für Deutschland in den Auswahl-Mannschaften von der U15 bis zur U19 gestanden. Warum hat es nicht zum Durchbruch in die Bundesliga gereicht?

Es stimmt, ich habe diese DFB-Jugendmannschaften durchlaufen. Es waren erfolgreiche, lehrreiche Jahre an der Seite von Spielern wie Sami Khedira, Dennis Aogo und Andreas Beck oder auch Jerome Boateng und Patrick Ebert, mit denen ich heute noch Kontakt habe. Später entschied ich mich für die U21 von Marokko zu spielen, da ich mir dort größere Chancen auf den Sprung in die A-Nationalelf ausgerechnet habe. Warum es letztendlich nicht in die erste Bundesliga gereicht hat?

Ja bitte.

Im Profifußball gibt es immer ein Auf und ein Ab. Auch Glück gehört dazu, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Nachdem ich bei Borussia Dortmund aus der Jugend herausgekommen bin, hat mich zum Beispiel eine schwere Knöchelverletzung am Sprunggelenk zurückgeworfen. Und klar: Manchmal war ich als junger Spieler auch einfach zu ungeduldig.

Video: Kickers-Kapitän Feisthammel über Backnang und Freiberg:

Sie spielten nach der Jugend auch bei Alemannia Aachen, in der zweiten Liga in Israel, bei Regionalligist Türkiyemspor Berlin, dann ging es in Richtung Bayern.

Bei der SpVgg Unterhaching hatte ich zwei gute Jahre und war in einer Saison auch bester Torschütze meines Teams in der dritten Liga.

Ehe Sie dann im Sommer 2012 Zweitliga-Aufsteiger SSV Jahn Regensburg holte. Und der aktuelle VfB-Trainer Markus Weinzierl war daran nicht unbeteiligt.

Markus Weinzierl kennt mich gut. Er hat mich nach Regenburg geholt, wechselte dann aber als Nachfolger von Jos Luhukay zum Bundesligisten FC Augsburg, so dass ich unter ihm in Regensburg nicht gespielt habe. Dennoch hatte ich beim Jahn eine schöne und erfolgreiche Zeit.

Über Preußen Münster und Teutonia Watzenborn-Steinberg sind Sie vergangenen Sommer schließlich bei den Kickers gelandet.

Darüber bin ich heilfroh, denn ich fühle mich sehr, sehr wohl in Stuttgart. Es macht riesig Spaß, hier zu spielen. Gerade auch im Vergleich zu meiner letzten Station in Watzenborn-Steinberg besteht hier eine ganz andere Fan-Kultur. Die Unterstützung der Fans in der fünften Liga ist sensationell.

Und alle erwarten nun, dass die Serie auch am Samstag im Heimspiel gegen den SGV Freiberg fortgesetzt wird.

Uns ist allen bewusst, dass das ein schwieriges Spiel wird, und wahrscheinlich werden wir nicht auch noch die nächsten 20 Spiele am Stück gewinnen. Doch wir werden der Konkurrenz nicht den Gefallen tun und locker lassen. Wir werden gegen Freiberg 100 Prozent geben, und deshalb haben wir auch gute Chancen zu punkten.

Sie selbst plagt aus dem Training eine leichte Zerrung im Oberschenkel. Wie stark ist Ihr Einsatz im württembergischen Derby gefährdet?

Ich werde alles dafür tun, damit ich in der Startelf stehen werde.