Die Stuttgarter Kickers haben in der dritten Liga ein kurioses Spiel abgeliefert. Nach dem Platzverweis für Fabian Baumgärtel und dem 0:1 gegen Preußen Münster drehten sie auf – und kamen noch zum verdienten Ausgleich.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Reutlingen - Münsters Trainer Ralf Loose hatte sich zur Pressekonferenz am Samstag in Reutlingen abgemeldet: Magen-Darm-Probleme. Ob ihm das 1:1 bei den Stuttgarter Kickers Bauchschmerzen bereitete? Gründe hätte es gegeben, nach einer Führung und Überzahl. Das Spiel war verrückt, genau wie sich die Lage in der dritten Fußballliga darstellt.

 

Der Schiedsrichter Rudelbildung nach Spielende im Stadion an der Kreuzeiche. Im Mittelpunkt: der Bundesliga-Schiedsrichter Wolfgang Stark. Der Kickers-Sportdirektor Michael Zeyer, zuletzt mit 750 Euro Strafe belegt, weil er sich den Unparteiischen gegenüber nach dem Osnabrück-Spiel unsportlich verhalten haben soll, sah Redebedarf. „Er hat nichts kritisiert, aber hinterfragt“, klärte der Trainer Horst Steffen später auf, mit der Folge, dass ihm von Stark der Handschlag verweigert wurde. „Das finde ich kindisch“, sagte Steffen.

Der Platzverweis Die Rote Karte gegen Fabian Baumgärtel kurz vor der Pause war berechtigt, nachdem er mit gestrecktem Bein in seinen Gegenspieler Marcus Piossek ging. Doch irgendwie war das auch eine Initialzündung. „Wir haben gesagt: Jetzt erst recht“, erklärte der Verteidiger Fabio Leutenecker. Wobei der verletzte Kapitän Enzo Marchese die Rolle des Einpeitschers übernahm. Noch im Kabinengang schwor er die Mannschaft ein, „für die Fans zu spielen“.

Das Spiel Die Kickers lieferten wohl die schwächste Hälfte in Reutlingen ab. „Wir hatten vor der Pause zu viele Ballverluste“, gab Steffen zu. Und zu viele Freistöße – gegen sich. „Das wollten wir vermeiden“, sagte Gerrit Müller, „weil wir wussten, dass Bischoff die gefährlich schießt.“ Und was passiert in der 25. Minute? Eben dieser Amaury Bischoff flankt auf Erik Zenga, der zur Führung einköpft. Aber auch die Blauen haben ja einen Freistoßspezialisten. Besar Halimi („ich will bei den Kickers bleiben“) mit seiner zehnten Torvorlage bediente Lhadji Badiane, der zum Ausgleich einköpfte. Überhaupt war Halimi in der offensiven Rolle nach der Pause (dafür rückte Sandrino Braun ins Abwehrzentrum) wesentlich wertvoller, während Müller mit Beckenproblemen früh raus musste.

Der Wechsel Raus musste auch Marco Gaiser, allerdings aus anderen Gründen. „Er hatte einen schlechten Tag“, nahm Steffen kein Blatt vor den Mund. Dem 21-Jährigen gelang kaum ein vernünftiger Pass, sodass noch vor der Pause Schluss war, „auch wen ich das ungern mache“, wie Steffen zugab. „Wir müssen ihn jetzt wieder aufbauen.“ Beim nächsten Punktspiel in Erfurt ist Gaiser aber nicht dabei – er kassierte vor der Auswechslung die fünfte Gelbe Karte.

Die Heimstärke Die Kickers sind zwar nur Achter, führen aber zumindest die Heimtabelle an. „Es ist schon so, dass man noch ein paar Prozent draufpackt, wenn man hier die Zuschauer hört“, sagte der Verteidiger Hendrik Starostzik, selbst wenn am Samstag nur 3154 Besucher kamen, was nach den Cottbus-Spiel ein Rückschritt war.

Die Liga Die Situation in der Liga bleibt spannend, nachdem die Kickers nach wie vor nur drei Punkte Rückstand auf den Tabellenführer Wehen haben, da sich die Spitzenteams entweder die Punkte gegenseitig wegnehmen oder aber enttäuschen, wie Dresden beim 0:3 in Unterhaching. Nächstes Wochenende pausiert die Liga – nicht aber Stuttgart. Die Kickers spielen im WFV-Pokal-Halbfinale in Ravensburg, wo es ein Wiedersehen mit Omar Jatta gibt.