An diesem Samstag (14 Uhr/Gazistadion) treffen die Stuttgarter Kickers im Topspiel der Fußball-Oberliga auf Spitzenreiter FC Villingen – den Club, bei dem Kickers-Sportdirektor Martin Braun von 2010 bis 2017 arbeitete. Den FC kennt der 49-Jährige aus dem Effeff.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart -

 

Herr Braun, die Kickers spielen gegen Ihre Vergangenheit. Sie waren von 2010 bis 2017 in verschiedenen Positionen für den FC Villingen tätig. Herrschen für Sie andere Vorzeichen?

Prinzipiell ist es ein Spiel wie jedes andere. Aber selbstverständlich ist es für die Kickers auch ein sehr wichtiges Spiel gegen den Tabellenführer, und wir werden alles dafür tun, zu gewinnen. Während der Partie dürfte meine Vorgeschichte keinen Unterschied machen – aber natürlich davor und danach gibt es schon viele Berührungspunkte.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Weggefährten?

Ja, natürlich. Mit Trainer Jago Maric tausche ich mich regelmäßig aus, und auch mit dem Sportlichen Leiter Arasch Yahyaijan stehe ich in enger Verbindung. In der vergangenen Woche haben diese Kontakte allerdings eher geruht (lacht.).

Können Sie diese Infos, die Sie aus Villingen erhalten, nun zugunsten der Kickers nutzen?

Dreiviertel der Spieler der aktuellen Villinger Mannschaft kenne ich sehr gut, die waren schon beim Club, als ich noch sportlicher Leiter gewesen bin, aus dieser Sicht ist das sicher kein Nachteil für die Kickers. Ich kenne die Prozesse, die dort stattfinden sehr gut, ich habe die Mannschaft in dieser Saison schon zweimal live beobachtet. Auch über Jago, der damals als Spieler und später als Co-Trainer mit mir arbeitete, kenne ich so gut, so dass uns Villingen wahrscheinlich nicht wirklich überraschen kann.

Auf sieben Siege der Kickers folgten zwei Niederlagen – der Rückstand auf Spitzenreiter Villingen beträgt drei Punkte. Die Blauen stehen unter Druck. Ein Sieg ist Pflicht, oder?

Prinzipiell besteht bei den Kickers immer Erfolgsdruck, das war von vornherein klar – wer den nicht auch sucht, der wäre doch gar nicht zu uns gekommen. Das spielt für dieses Spiel keine große Rolle. Diese beiden Niederlagen sind natürlich sehr ärgerlich, wir hätten uns gut positionieren können. Jetzt haben wir die Situation, dass wir uns wieder heran kämpfen müssen – aber dafür haben wird nun eine schöne Chance, jetzt können wir uns wieder in eine gute Position im Kampf um die Spitze bringen.

Also herrscht Vorfreude auf das Spitzenspiel im Gazistadion?

Ja. Es ist wichtig, dass wir aus den zwei verlorenen Spielen die richtigen Lehren gezogen haben, so dass wir gegen Villingen gut spielen – und wenn wir dies tun, haben wir gute Chancen, diese Begegnung zu gewinnen. Da gibt’s keine Diskussion.

Welche Rolle liegt den Blauen mehr – die des Jägers oder des Gejagten?

Das ist immer die Frage. Nun, ich denke, es war nicht zu erwarten, dass wir vom ersten Spieltag an an der Spitze stehen werden. Da war es schon positiv, dass wir bereits nach dem elften Spieltag ganz oben gestanden sind. Nun müssen wir dahin kommen, dass wir, wenn wir uns wieder in dieser Situation befinden, diese Tabellenposition stabilisieren können. Soll heißen: Wir wollen wieder Tabellenführer werden und wenn uns das gelungen ist, diesen Platz dann auch behaupten. Das ist ein Reifeprozess, den die Mannschaft durchlaufen muss.

Sind alle Mann an Bord im Topspiel?

Alle Spieler sind fit.

Rechnen Sie mit einer großen Kulisse?

Ich hoffe auf 2500 Zuschauer, das ist eine Zahl, die wir bislang stets im Stadion hatten. Vielleicht bringen die Villinger noch ein paar Anhänger mit, so dass wir vielleicht über 3000 Zuschauer am Samstag kommen.

Gibt’s eigentlich eine Wette vor dem Spiel? Mit Jago Maric vielleicht?

Bisher nicht, und ich glaube dazu wird es auch nicht kommen. Ich denke, dass sich aber die eine oder andere Seite bemüßigt fühlen dürfte, der anderen ein Getränk zu spendieren.