Sport: Joachim Klumpp (ump)
Und Ihre Frau hat nie gesagt: „Lass uns wieder nach Deutschland gehen!?“
Wissen Sie, es ist immer einfach die Koffer zu packen und zu gehen, wenn es schwierig wird. Aber ich bin der Überzeugung, dass dies der falsche Weg ist. Wenn man in einer Führungsposition ist und eine Vorbildfunktion hat, sollte man die Verantwortung bis zum letzten Tag mit allen Konsequenzen leben. Es stand nicht eine Sekunde lang zur Debatte, das Land zu verlassen. Das WM- Ziel hat den Spielern so viel bedeutet, dass wir uns nie damit beschäftigt haben.
Da klingt Ihre neue Aufgabe hier in Stuttgart fast nach einem Kinderspiel, wenn sich der Vergleich überhaupt erlaubt.
Es wäre sehr naiv, im Abstiegskampf von einem Kinderspiel zu sprechen. Ich fühle mich gut vorbereitet, weil ich in meiner Karriere schon in Situationen war, in denen es darum ging, stark zu sein und Menschen zu führen. Trotzdem hat die Sache hier ihre eigene Komplexität, weil der Verein seit 15, 16 Monaten harte Zeiten durchmacht. Jetzt den richtigen Ansatz zu finden, dieser jungen Mannschaft die Stabilität zu geben, um Ergebnisse einzufahren, wird eine durchaus große Herausforderung.
Glauben Sie denn, dass Sie es als sehr junger Trainer da leichter haben oder fehlt vielleicht die Autorität?
Ich habe die Mannschaft kennengelernt. Sie hat einen nachdenklichen, aber auch einen entschlossenen Eindruck gemacht, die Situation zu meistern. Abstiegskampf ist vom Kopf her mental eine Belastung. Ich glaube aber, dass meine Emotionalität und mein Wille zu kommunizieren und zu führen dabei helfen werden, die Spieler mitzunehmen. Natürlich mit der nötigen Disziplin und Konzentration, denn ohne die ist Abstiegskampf nicht möglich.
Haben Sie denn solche Werte schon in der Jugend oder im Elternhaus gelernt?
Mein Vater hatte als Ingenieur die Möglichkeit, bei einem Energiekonzern einzusteigen. So kam es 1992 zum Umzug nach Deutschland. Unsere Eltern haben uns immer animiert, mutig zu sein und uns Sachen zuzutrauen, das hat mich sehr geprägt.