Eine Spezialeinheit der Polizei stoppt Fahrzeug der Kidnapper auf der B 10 Richtung Stuttgart und nimmt am Ende drei Tatverdächtige fest.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Eine verwandtschaftliche Räuberpistole mit Entführung und Erpressung hat in Stuttgart ein gutes Ende gefunden: Die Polizei hat einen 41-Jährigen befreit, der in Paris das Opfer einer Entführungsaktion des Schwagers und dessen Söhnen wurde. Die 56, 30 und 21 Jahre alten Männer landeten am Dienstag vor einem Haftrichter. Die genauen Hintergründe des Verbrechens werden noch ermittelt.

 

Mit Messer bewaffnet nach Frankreich

Nach bisherigen Erkenntnissen statteten die beiden älteren Männer dem 41-Jährigen einen ungebetenen Besuch in dessen Wohnung in Paris ab. „Dabei wurde das Zwangsmittel Messer eingesetzt, das Opfer wurde gefesselt und zeitweise eingesperrt“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn. Am frühen Montagmorgen wurde die getrennt in einem anderen Land lebende 42-jährige Ehefrau von ihren Verwandten angerufen und offenbar erpresst. Dabei soll es sich allerdings um keinen hohen Geldbetrag gehandelt haben, der bei Kidnappingfällen sonst eine Rolle spielt. Ob es hier um die Rückzahlung von Schulden oder eine anders begründete Geldforderung ging, dazu machen die Ermittler derzeit keine Angaben.

Die Spurensuche klappt bestens

Für die 42-Jährige war es jedenfalls kein Geheimnis, wer hier zugeschlagen hatte – sie alarmierte die französischen Behörden. Die kamen freilich zu spät: Das Opfer saß längst in einem Auto in Fahrtrichtung Deutschland. Die Zusammenarbeit mit den deutschen Ermittlern klappte offenbar bestens: Nachdem bekannt war, um wen es sich bei den Entführern handelte und dass diese im Raum Stuttgart ansässig sind, machten sich Spezialkräfte auf die Suche – und spürten die 56 und 30 Jahre alten Tatverdächtigen mit ihrem Opfer noch am Montag gegen 14 Uhr auf der Bundesstraße 10 in Richtung Stuttgart auf. Beamte des Mobilen Einsatzkommandos stoppten das Fahrzeug auf Höhe von Oberesslingen und befreiten den 41-Jährigen. Er ist wohlbehalten – und trotz erheblicher Misshandlungen offenbar unverletzt geblieben.

Dem Haftrichter vorgeführt

Die Ermittlungen führten zu einem weiteren Sohn, einem 21-Jährigen, der sich zu dieser Zeit in Bad Cannstatt aufhielt. Er wurde dort in einer Wohnung festgenommen, gilt als Komplize im Entführungsfall. Eine 50-jährige Frau, die sich beim Zugriff ebenfalls in den Räumlichkeiten aufhielt, wurde später wieder auf freien Fuß gesetzt. Wie die Beteiligten des Familiendramas über Ländergrenzen verbunden sind, darüber machte die Polizei keine Angaben. Vater und Söhne hätten die österreichische Staatsbürgerschaft, hieß es, ehe ein Richter das Trio am Dienstag in Untersuchungshaft schickte.