Nach dem Tod eines Buben in Gmünd steht die Stadt unter Schock. Eltern und Kinder werden betreut. Wie konnte das passieren?

Schwäbisch Gmünd - Einen Tag nach dem Kindergartenausflug mit tragischem Ausgang sind in Schwäbisch Gmünd viele Fragen ungeklärt. Den dreijährigen Jungen, der am Montagnachmittag in der Rems vermutlich ertrunken ist, hat man am Dienstag um die Mittagszeit herum obduziert. Die Ergebnisse der Untersuchung sind aber noch nicht öffentlich.

 

Auch die Nachforschungen der Polizei, was genau eigentlich an jenem Mittag auf dem Spielplatz am Schindelackerweg vorgefallen ist, „gestalten sich denkbar schwierig“, erklärt der Sprecher des Aalener Polizeipräsidiums, Holger Bienert. Die Erzieherinnen stehen noch unter Schock und sind nicht vernehmungsfähig. Die Gmünder zeigten ihr Mitgefühl mit der Familie des Buben auf ihre Weise: Sie stellen Kerzen am Rand des Spielplatzes auf.

Die Stadt organisiert Beistand für alle

Die drei Erzieherinnen des Kinderhauses Regenbogenland, die mit den 19 drei bis sechs Jahre alten Kindern unterwegs waren, hätten noch „nicht wirklich“ befragt werden können; sie werden psychologisch und seelsorgerisch betreut. Der Spielplatz befindet sich in der Nähe des Kinderhauses an der Rems. Zwei hölzerne Querbalken zäunen das Spielplatzgelände ein. Eine Kette sperrt den Zugang zur Rems, die dort wohl aber nicht besonders tief ist. Wie berichtet, hatte sich der Bub wohl unbemerkt von der Gruppe entfernt. Sein Fehlen wurde wenig später bemerkt, die Erzieherinnen fanden ihn reglos im Fluss und versuchten ihn wiederzubeleben. Das Kind starb später im Krankenhaus. Seine Spielkameraden aus dem Kinderhaus sind noch am Nachmittag von einem so genannten Kriseninterventionsteam betreut worden. Die Stadt zog aber auch den Gmünder Kinder- und Jugendpsychologen Thomas Fuchs hinzu. Der stand am Montag der Familie bei. Am Dienstagabend beriet er alle Eltern aus dem Kinderhaus in der Frage, wie sie mit der Trauer ihrer Sprösslinge umgehen – und wie sie diese am besten erkennen.

Eltern sollten Trost anbieten, nicht aufdrängen

„Kinder trauern anders“, sagt Thomas Fuchs. „Natürlich weinen sie, wenn sie traurig sind“. Oft reagierten sie aber auch mit Rückzug oder mit Wutausbrüchen oder mit besonders großer Verletzlichkeit. „Die Eltern müssen lernen, alle diese Gefühle zuzulassen“, sagt der Psychologe. Sie dürften auch nicht erwarten, dass alle Kinder die Trauer verbalisieren wollten oder könnten – oder auch müssten: „In dem Alter“, sagt Fuchs, „wechseln Freundschaften häufig. Da sind Freunde diejenigen, mit denen man gerade eben spielt.“

Eltern sollten deshalb auf keinen Fall bohrend nachfragen, sondern die Reaktionen ihrer Kinder genau beobachten und zulassen, auch wenn es manchmal schwer falle. „Bei weinenden Kindern wird getröstet, bei wütenden erzogen“, sagt Fuchs. „Dabei kann auch Wut eine Trauerreaktion sein.“

Die Stadt will „erst einmal wissen, was genau passiert ist“

Gerade kleine Kinder bräuchten nach so einem tragischen Todesfall „erst einmal ihre Eltern und ganz viel normales Leben“. Der Psychologe hat deshalb auch dazu geraten, das Kinderhaus am Tag nach dem Unglücksfall zu öffnen und die Erzieherinnen dort mit zusätzlichen Fachkräften zu unterstützen. Gewohnte Abläufe im gewohnten Umfeld vermittelten insbesondere kleinen Kindern Sicherheit.

„Wir haben lange überlegt, ob wir die Einrichtung erst einmal komplett schließen sollen“, sagt Markus Herrmann, der Sprecher der Stadt. Der Spielplatz und die dortingen Geräte seien vom Tüv abgenommen. Ob zusätzliche Sicherungen notwendig seien, müsse sich weisen: „Für uns ist es erst einmal wichtig herauszufinden, was genau passiert ist.“