Fehlende Wassergewöhnung, umständliche Fahrten zum Bad und ängstliche Eltern sind die größten Probleme für Kinder, die nicht schwimmen können.

Stuttgart - An den Grundschulen können im Durchschnitt 18 Prozent der Kinder auch nach der vierten Klasse nicht schwimmen. Das waren im Schuljahr 2008/9 insgesamt 770 Viertklässler, wie aus einer Umfrage hervorgeht, die das Staatliche Schulamt an 72 Grundschulen durchgeführt hat. Als Hauptgrund nannten die Schulen, dass Eltern mit ihren Kindern nicht ins Schwimmbad gehen und den Kindern die Wassergewöhnung fehlt.Acht Jahre zuvor hatte das Schulamt die Zahl der Nichtschwimmer noch mit zehn Prozent beziffert. Gleichwohl bewertet Ursula Knauß vom Staatlichen Schulamt das aktuelle Ergebnis für eine Großstadt wie Stuttgart als gut: "Ich bin sehr zufrieden."Und dies, obwohl der Bildungsplan verlangt, dass am Ende der Grundschule alle Schüler schwimmen können. Weshalb dies nicht so ist, belegt die Umfrage.

So hatten von den 72 Grundschulen sechs Schulen überhaupt keinen Schwimmunterricht angeboten. Dennoch konnten an zwei dieser Schulen zum Schluss nahezu alle Kinder schwimmen, was positive Rückschlüsse auf das Engagement der Eltern nahelegt. An einer Schule fiel der Schwimmunterricht wegen der Renovierung des Hallenbades aus, an zwei weiteren Schulen, weil die Schwimmlehrer länger krank waren - "wir hatten keinen Ersatz", so Knauß. Eine Schule hatte aus organisatorisch-fahrtechnischen Gründen ganz auf den Schwimmunterricht verzichtet.

Wie umständlich diese Fahrten zuweilen sind, beschrieb Knauß am Beispiel der Carl-Benz-Schule auf dem Hallschlag. Dort hole der Bus die Kinder ab, fahre dann nach Neugereut, sammle dort weitere Kinder ein, und fahre dann ins Stadtbad Bad Cannstatt. In Stammheim gebe es ähnliche Probleme. "Das ist ein Grundsatzproblem, und das ist von uns auch mit Lehrerstunden nicht finanzierbar." Ob die Schulen die Möglichkeiten nutzten, ins Freibad auszuweichen, habe man nicht ermittelt.

Die Eltern müssen überzeugt werden


Doch ob Kinder schwimmen lernen oder nicht, hat nicht nur organisatorische Gründe. Denn während mehr als die Hälfte der Grundschulen angeben, dass fast alle Kinder schwimmen gelernt hätten, fallen sechs Grundschulen dadurch auf, dass ihre Schwimmerquote unter 60 Prozent liegt - an der Carl-Benz-Schule hatte im fraglichen Schuljahr nur jedes fünfte Kind schwimmen gelernt. An allen diesen sechs Schulen ist der Anteil an Kindern aus sozial benachteiligten oder Migrantenfamilien überdurchschnittlich hoch. "Schwimmen ist bei vielen Eltern nicht in", so Knauß.