Beim Kinder- und Familienfest in Stuttgart stehen Sport, Tanz und Spiel hoch im Kurs. Auch viele Ältere sind unter den Besuchern. Was wird geboten?

Bei bestem Sommerwetter hat nach zweijähriger Pandemiepause das 18. Stuttgarter Kinder- und Familienfest schon am Samstag Jung und Alt in die Innenstadt gelockt. Rund um den Eckensee und auf dem gesamten Schlossplatz können Kinder, Eltern und auch Großeltern noch das ganze Wochenende kostenlos an über 90 Stationen bei Spielen, Sport, Tanz und kreativen Angeboten zuschauen und vor allem mitmachen.

 

Gleich zum Auftakt gegen 11 Uhr hat am Samstag am Stand des Colours International Dance Festivals der Tänzer und Musiker Eric Gauthier für das Warm-up gesorgt. Und dort, auf dem Schlossplatz, hat sich dann auch gleich gezeigt, dass das Kinder- und Familienfest eben nicht mehr nur noch ein Kinder- und Jugendfest ist: Vor allem die älteren Semester sind Gauthiers Aufforderung in Scharen gefolgt und haben gemeinsam mit ihm die Bühne genutzt, um eine kleine Choreografie einzuüben.

TV 89 Zuffenhausen zeigt Sport Stacking-Abteilung

„Wie ein Feld von Pusteblumen“, ruft der Tänzer den Mitmachern zu und lässt die ausgetreckten Arme dabei über dem Kopf kreisen. „Positive Gedanken, das ist, was die Welt jetzt braucht“, sagt Gauthier durchs Mikrofon, während die Salza-Rhythmen für Stimmung sorgen. Und kurze Zeit später sieht die Übung der rund 30 Mittänzer, die hier eifrig die Hüften schwingen, bereits wie ein richtige kleine Aufführung aus. „Macht total Spaß“, ruft eine Frau von der Bühne.

Genau gegenüber, unter den Alleebäumen vor dem Kunstgebäude, zeigt der TV 89 Zuffenhausen, was seine Sport Stacking-Abteilung kann. Sport-Stacking? Die meisten, die sich die farbigen Becher auf den Tischen neugierig anschauen, müssen tatsächlich erst einmal nachfragen. „Becherstapeln als Wettkampfsportart“, erklärt Wolfgang Bleischwitz, Leiter der Sport-Stacking-Abteilung des Zuffenhausener Vereins.

Virtuelles Bowling wird angeboten

Einer ihrer Besten ist der erst 10 Jahre alte Lennox Stiefvater, der es schon in jungen Jahren zum Europameister und Vize-Weltmeister gebracht hat. Der Junge stapelt vor den Augen der staunenden Standbesucher seine neun Becher schneller als es das Auge nachverfolgen kann – Pyramiden auf und wieder ab, blitzschnell, fehlerfrei. „Früher habe ich jeden Tag trainiert“, erzählt er „Heute etwas weniger.“ Die Becherstapler, deren Sport ursprünglich aus der Bewegungstherapie kommt, suchen derzeit noch händeringend nach Nachwuchs.

Hoch im Kurs stehen am Samstag auch die großen Bildschirme bei einem bekannten Anbieter für Computerspiele. Virtuelles Bowling – auch das kann durchaus schweißtreibend sein, wenn man es mit Leidenschaft betreibt. Einen eher ernsten Hintergrund haben gleich daneben vor dem Opernhaus die Fahrsimulatoren des Verkehrslabors der ADAC-Stiftung. „Hier werden unterschiedliche Gefahrensituationen beim Autofahren geübt“, erklärt eine Mitarbeiterin.

Anders als hinter einem echten Lenkrad darf man am Stand des ADAC schon ab 12 Jahren fahren – wovon die Nachwuchspiloten reichlich Gebrauch machen. Genau so alt ist auch Jale, die am Samstag am Simulator ihre ersten Fahrversuche macht. Dass sie dabei mit 130 Sachen aus der Kurve fliegt – hier sorgt das zum Glück nur für Lacher. „Das war ganz schön schwer“, sagt sie als sie aus dem Cockpit steigt.

Festival endet am Sonntagabend

Wie Sport inklusiv funktioniert, präsentieren die Wheelers des MTV Stuttgart auf der Königstraße. Dort spielen gehbehinderte mit nicht-gehbehinderten Kindern und Jugendlichen gemeinsam Rollstuhlball. „Wer hier normalerweise im Rollstuhl sitzt und wer nicht, man kann es nicht erkennen“, sagt Mandy Pierer, Inklusionsmanagerin beim MTV. Allen Rollstuhlfahrern scheinen Spaß zu haben. Gegenseitig feuern sie sich nach Kräften an, damit die große grüne Kugel im Tor landet.

Auch am Sonntag werden die Stuttgarter Sport- und Tanzvereine auf der Festivalbühne noch den ganzen Tag ihr Können zeigen und die Spielstationen am Eckensee und auf dem Schlossplatz für die Besucher geöffnet sein. Das bunte Treiben endet am Sonntagabend gegen 18 Uhr. Der Veranstalter rechnet an den beiden Festivaltagen mit rund 80 000 Besuchern.