Die 13. Kinder- und Jugendbuchwochen im Treffpunkt Rotebühlplatz in Stuttgart wollen den Wissensdurst anregen. Eine Vorführung auf der Bühne, die zerbrechliche Hühnereier, Sand und schwere Steine enthielt, entlockte den jungen Zuschauern Begeisterungsrufe.

Stuttgart - Volkshochschule Stuttgart, Mittwoch, 10.30 Uhr: Der Robert-Bosch-Saal ist bis voll besetzt mit Grundschülern. Trotzdem ist es totenstill. Denn alle wollen wissen, wie das Experiment auf der Bühne ausgeht. Dort erkunden die in Laborkitteln auftretenden Entertainer Friedrich Fahrenheit und Bo Celsius gerade, was Eier so alles aushalten – und warum.

 

Drei Hühnereier haben sie in einen Sandhaufen gesteckt und legen einen Ziegelstein nach dem anderen darauf. Aber kein Ei geht zu Bruch – dabei wiegt ein Ei nur 15 Gramm, ein Ziegelstein aber ein Kilo. „Das sind jetzt 4000 Gramm gegen 45 Gramm“, ruft Bo Celsius in die Menge, als Friedrich Fahrenheit den vierten Stein auflegt. Die Schüler toben jetzt vor Begeisterung. Beim fünften Stein geben die Eier schließlich nach.

Aber warum sind sie überhaupt so widerstandsfähig, wollen die beiden von den Kindern wissen? Ein Mädchen weiß die Antwort: „Damit das Huhn sich draufsetzen kann und das Küken geschützt ist“, sagt sie und liegt goldrichtig. Den physikalischen Grund liefert Friedrich Fahrenheit gleich nach: Die ovale Form der Eier verteilt den Druck gleichmäßig über die Fläche, weshalb sie bis zu sechs Kilo Gewicht aushalten können.

Den Dingen auf den Grund gehen

Das lustige Experimentieren zum Auftakt der 13. Stuttgarter Kinder- und Jugendbuchwochen zeigt deren thematischen Schwerpunkt an. Bis zum 24. Februar (täglich von 9 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei) sind Kinder und Jugendliche im Treffpunkt Rotebühlplatz nämlich dazu aufgerufen, den Dingen auf den Grund zu gehen.

„Lesen – Staunen – Wissen“ lautet das Motto der vom städtischen Kulturamt und dem Wirtschaftsministerium geförderten Buchwochen, die der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zusammen mit der Volkshochschule (VHS) durchführt. Die Schwerpunkte wechselten jedes Jahr, sagt Beatrix Sureanu, die die Kinderbuchwochen seit Jahren federführend organisiert. „Viele Verlage legen ihren Schwerpunkt in diesem Jahr auf das Sachbuch und konzentrieren sich dabei auf den Erstlesermarkt.“

Sureanu rechnet mit 20 000 Besuchern in den kommenden Tagen. Rund 100 Veranstaltungen sind geplant, mehr als 80 Kinder- und Jugendbuchverlage zeigen 4000 Bücher. Um den Forschergeist der Kinder zu wecken, haben sich die Veranstalter einiges einfallen lassen. „Wie kann man Glück und Pech berechnen“, fragte bereits am Mittwoch Mathematik-Professor Christian Hesse in einer Kinder-Vorlesung an der Uni Stuttgart.

Wo geht abends eigentlich die Sonne hin?

Am kommenden Dienstag sucht Christiane Meyerhofer von der gemeinnützigen Bildungseinrichtung Science Lab in einem Workshop mit Erstklässlern Antworten auf wichtige Fragen: zum Beispiel, wo abends die Sonne hingeht, wofür wir Licht brauchen oder warum der Mond jeden Tag anders aussieht.

Ebenfalls am Dienstag erfahren Kinder von Autor Kai Pannen, wie unsere Vorfahren vor vielen Jahrtausenden gelebt haben. „Neulich in der Steinzeit“ heißt sein Buch, das den Steinzeit-Jungen Ugulu in seinem Alltag begleitet. Am Samstag gibt es ein Comic-Zeichenkurs in der Stadtbibliothek, nachmittags lädt der Börsenverein zum großen Grüffelo-Aktionsnachmittag in den Treffpunkt Rotebühlplatz ein.

Auch ernste Themen werden behandelt. In einer an Kinder ab Klasse 6 gerichteten Autorenlesung informiert Manfred Theisen am Freitag über die Tücken der digitalen Welt, über gute Nachrichtenquellen und Fake News. Letztlich dreht sich alles um den Spaß am Lesen.

So weit wie bei Schulbürgermeisterin Isabel Fezer muss es dabei aber auch wieder nicht kommen. Sie habe unter der Schulbank heimlich Karl May gelesen und dafür Strafarbeiten bekommen, erzählte Fezer den Schülern am Mittwoch. Mehr zum Programm unter steht auf www.kinder-jugendbuchwochen.de.