Jan Knippers von der Uni Stuttgart zeigt, was man von der Natur schon alles lernen konnte

Stuttgart - Der Traum vom Fliegen und die Entwicklung der Flugzeuge hat mit Bionik nichts zu tun – auch wenn dies zunächst den meisten Menschen als bestes Beispiel einfällt. „Man wollte zwar schon vor langer Zeit den Vögeln das Fliegen abschauen, aber das hat nicht funktioniert“, erklärte Jan Knippers von der Uni Stuttgart bei der Vorlesung „Bionik – die genialsten Erfindungen der Natur“ bei der Kinder-Uni auf dem Vaihinger Campus.

 

Otto Lilienthal etwa habe immer wieder versucht, die Flügel der Vögel nachzubauen, doch er stürzte auch immer wieder ab – am Ende bezahlte er seine Versuche mit dem Leben, sagte Knippers. Erst als die Gebrüder Wright weg vom Prinzip der Natur gegangen seien und zusätzlich zu den Flügeln einen Propeller einbauten, konnte es losgehen mit dem Fliegen.

Nach dem Vorbild der Lotusblume entwickelten Bioniker sehr viele nützliche Dinge

In anderen Bereichen jedoch sei die Bionik, also das Nachahmen der genialen Tricks der Natur, eine einzige Erfolgsgeschichte, berichtete Knippers. Das beste Beispiel sei der Lotuseffekt: Das Regenwasser an den Blättern der Lotuspflanze perlt einfach ab und nimmt jedes Schmutzteilchen mit. Die Pflanze sieht daher immer aus wie frisch gewaschen, obwohl sie im Schlamm wächst. „Das liegt an der Struktur der Blätter. Diese sind mit winzigen kleinen Noppen überzogen. Daher hat das Wasser kaum Kontakt zur Oberfläche, formt sich zu einem Tropfen und rollt ab“, erklärte der Bauingenieur. Er zeigte dies an einem Kohlblatt, dessen Struktur auch uneben ist. Das Wasser, das er über dieses Blatt schüttete, perlte ab, das Blatt blieb nahezu trocken – im Gegensatz zum Blatt einer Platane mit ebener Struktur.

Dieses Blatt wurde klatschnass. Nach dem Vorbild der Lotusblume entwickelten Bioniker sehr viele nützliche Dinge für den Alltag: etwa eine Farbe für Hauswände, die den Regen samt Dreck ablaufen lässt. Oder einen Löffel, an dem der Honig nicht kleben bleibt. Wichtig für den Alltag der Nachwuchsstudenten ist auch die Erfindung des Klettverschlusses. Die lästigen Kletten im Fell seines Hundes brachten einen Schweizer Ingenieur auf die Idee – und heute sind Klettverschlüsse nicht nur von Schuhen oder Jacken nicht mehr wegzudenken. So ein Klettverschluss kann auch einiges aushalten: Knippers brachte zwei Holzbretter mit, die durch einen Klettverschluss verbunden waren – und daran schaukelte eine freiwillige Nachwuchsstudentin.