Professor Martin Hasselmann vom Fachgebiet Populationsgenomik hat in Hohenheim nicht nur erklärt, wie die perfekte Tarnung von Tieren funktioniert, sondern auch, warum es so viele Tierarten gibt.

Stuttgart-Hohenheim - Große Aufregung zu Beginn der Kinder-Uni am Samstagvormittag in Hohenheim. Dort hatten Bauarbeiter so viel Staub aufgewirbelt, dass der Feueralarm ausgelöst wurde. Die Feuerwehrmänner schafften es aber nach kurzer Zeit, den Fehlalarm zu stoppen, so dass die Vorlesung planmäßig stattfinden konnte – mit einer Viertelstunde Verspätung saßen alle Kinder-Uni-Studenten auf ihren Plätzen, um die Antworten von Professor Martin Hasselmann auf die Frage „Warum sind Tiere bunt und haben Hörner?“ zu hören.

 

Wie viele Tierarten gibt es überhaupt?

Professor Martin Hasselmann hat in Hohenheim die Kinder-Studenten zum Staunen gebracht – und er hat selbst auch gestaunt. Darüber, dass die allermeisten der 500 Kinder in seiner Vorlesung schon mal in der Wilhelma waren. Die Kinder wiederum wunderten sich darüber, dass es allein in der Wilhelma 1085 Tierarten gibt, in Deutschland insgesamt sind es 48 000. Und in der ganzen Welt, so schätzen die Forscher, gibt es 7 700 000 Tierarten, bekannt sind bisher aber nur 950 000 Arten.

Was ist Mimikry?

Die Gespenstschrecke ist ein Insekt, das aussieht wie ein Blatt – keiner kann sie erkennen. Und die Schwebfliege hat schwarz-gelbe Streifen. Bei flüchtiger Betrachtung könnte man sie für eine Wespe halten – sie sieht also gefährlicher aus als sie ist. Tiere verändern ihre Aussehen also so, als wären sie giftig oder besonders gefährlich.Das nennt man Mimikry.

Was ist Mimese?

Der Polarfuchs ist im Winter weiß, im Sommer, wenn der Schnee geschmolzen ist, hat er ein bräunliches Fell. Und der Wüstenfuchs hat auffallend große Ohren, damit er über seine Ohren Wärme abgeben und die Hitze in der Wüste besser aushalten kann. Außerdem hat er sehr haarige Füße, damit er sich am heißen Sandboden nicht verbrennt. Auch den Steinfisch kann man am Meeresboden kaum erkennen, weil er aussieht wie ein mit Algen bewachsener Stein. In Ostafrika – dort forscht auch Professor Hasselmann – gibt es beispielsweise Honigbienen, die dunkel und groß sind, wenn sie im Bergregenwald leben. Ihre Kolleginnen, die in der Savanne ihren Lebensraum haben, sind dafür hell und klein. Die Tiere passen sich also an ihre Umgebung an und können von ihren Feinden nicht erkannt werden. Das nennt man Mimese.

Warum gibt es so viele Arten?

Die Vielfalt in der Tierwelt kommt also daher, dass sich die Tiere an ihre Umwelt anpassen. Ihr Aussehen wird beeinflusst vom Klima, von der Nahrung und von ihrem Lebensraum. Das verändert den Bauplan, den es für alle Lebewesen gibt – und dabei spielt der Zufall eine Rolle.

Wie sind die Arten entstanden?

Das Wissen, dass es viele verschiedene Arten gibt, verdanken wir Charles Darwin (1809-1896). Der britische Forscher segelte fünf Jahre um die Welt und entdeckte auf den Galapagos-Inseln westlich von Südamerika viele verschiedene Finken mit unterschiedlich großen Schnäbeln. Darwin stellte außerdem fest, dass eine ähnliche Finkenart etwa 1000 Kilometer entfernt auf dem Festland lebt. Er hat sich überlegt, dass dieser eine Festland-Fink zufällig auf die Inseln gelangt sein muss. Dort haben sich dann die verschiedenen Arten herausgebildet. Die Vögel mit den dicken, großen Schnäbeln mussten harte Samen knacken, während die Finken mit den kleinen Schnäbeln weiche Früchte und Insekten verspeisten. Ihr Aussehen hat sich also aufgrund des unterschiedlichen Nahrungsangebots verändert, sie haben sich ihrer Umwelt allmählich angepasst. Das nennt man Evolution. Charles Darwin ist dank seiner Erkenntnisse über die Veränderung aller Lebewesen sehr berühmt geworden.