Der Hohenheimer Wirtschaftswissenschaftler Klaus Prettner erklärt, warum es in einem reichen Land wie Deutschland arme Menschen und vor allem Kinderarmut gibt.

Stuttgart - Deutschland gehört zu den reichsten Ländern der Welt, und keinem Kind sollte es hier schlecht gehen. Doch tatsächlich gibt es in diesem reichen Land viele Kinder, für die beispielsweise eine warme Mahlzeit am Tag keine Selbstverständlichkeit ist. Diese Kinder kommen hungrig zur Schule und können sich nicht konzentrieren, das Lernen fällt ihnen schwer. „Doch Bildung ist eines der wichtigsten Mittel, um jungen Menschen später ein besseres Leben zu ermöglichen“, sagt Klaus Prettner vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Uni Hohenheim. Sein Thema bei der nächsten Kinder-Uni ist: „Warum gibt es arme und reiche Menschen?“ Dabei geht es nicht nur um Kinderarmut in Deutschland.

 

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung beispielsweise zeigt, dass sich in Deutschland rund 21 Prozent aller Kinder mindestens fünf Jahre dauerhaft oder immer mal wieder in einer Armutslage befinden. Weitere zehn Prozent leben kurzzeitig in Armut. Als arm gelten dabei Kinder aus Familien, die mit deutlich weniger als dem durchschnittlichen Nettoeinkommen auskommen müssen oder staatliche Hilfe bekommen.

Ein Teufelskreis der Armut

„Der häufigste Grund für Kinderarmut in Deutschland ist die Arbeitslosigkeit der Eltern“, sagt Prettner. Auch Alleinerziehenden stehe häufig nicht genug Geld zur Verfügung. Wenn es beispielsweise keine ausreichende Betreuung der Kinder gebe, könne ein alleinerziehendes Elternteil oft nur in Teilzeit arbeiten, und die Familie lande dann schnell unterhalb der Armutsgrenze. Eltern mit Migrationshintergrund und Eltern mit einem niedrigen Bildungsabschluss finden schwieriger eine Arbeit und verdienen weniger Geld oder sind arbeitslos. Kinder in Familien, die an der Armutsgrenze leben, müssen auf vieles verzichten, was für Gleichaltrige selbstverständlich ist: Wenn in der Schule eine Klassenfahrt ansteht, können sie nicht mit oder müssen unterstützt werden. Das ist für die Kinder nicht leicht. Sie können nicht einfach mal ein Geburtstagsgeschenk für den nächsten Kindergeburtstag kaufen, und die angesagte Kleidung können sich die Eltern nicht leisten. Für Kinder, die in Armut leben, ist es zudem schwieriger, Anschluss zu finden, denn sie laden sich nicht gerne Freunde nach Hause ein. „Kinder aus sozial schwachen Familien bleiben oft lebenslang arm. Sie haben es äußerst schwer, aus ihrem Milieu herauszukommen und leiden möglicherweise ein Leben lang darunter“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler.

Bildung ist der Schlüssel

Um aus dem Teufelskreis der Armut herauszukommen, sei Bildung ein sehr wichtiger Aspekt. Mit einem guten Schulabschluss steige die Chance auf einen guten Job. Und man gebe die Bildung an die Kinder weiter: Studien hätten gezeigt, dass der Bildungsstand der Eltern, vor allem jener der Mütter, ausschlaggebend für den Bildungserfolg der Kinder sei, berichtet Prettner. Eher selten studieren Kinder, deren Mütter einen Hauptschulabschluss hätten, und eher selten gehe ein Kind mit einem Hauptschulabschluss ins Leben, dessen Mutter einen Hochschulabschluss habe. „Bildung wird über Generationen hinweg gewissermaßen vererbt“, so Prettner.

Auch in Entwicklungsländern, in denen die Armut ganz anders aussehe als im reichen Deutschland, sei Bildung ein Weg aus Hunger und Not: „Höhere Bildung senkt die Kinderhäufigkeit. Weniger Kinder in einer Familie haben mehr zu essen, sind gesünder und gehen selbst wiederum länger zur Schule“, erklärt Prettner. Allerdings, so schränkt Prettner ein, sei es in den ärmsten Ländern der Welt in Afrika oder Asien oft schwierig, ein gutes Bildungssystem aufzubauen, da es oft an guten Lehrern mangele.

 

Anmeldung

Samstag, 2. Februar 2019, 11 Uhr
Universität Hohenheim, Garbenstraße 30
Stuttgart-Plieningen (Hörsaal B1)

Für Eltern ist nebenan ein Eltern-Hörsaal (B3) reserviert. Von dort aus können sie die ca. einstündige Vorlesung per Videoübertragung verfolgen.

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung aber notwendig