Ein Stuttgarter Infektionsexperte erklärt, wann die Influenza bei Kindern schwere Verläufe nehmen kann. Und er sagt, was Eltern tun können, wenn ihr Nachwuchs krank wird.

Stuttgart - Bei jeder Grippewelle erkranken auch Kinder an den Influenzaviren. Und eine solche Erkrankung sollte von Eltern nicht auf die leichte Schulter genommen werden, warnen Mediziner wie Markus Rose, der als Ärztlicher Leiter der Pädiatrischen Pneumologie, Allergologie und dem Mukoviszidose-Zentrum am Klinikum Stuttgart arbeitet. Er klärt auf, wie sinnvoll eine Grippe-Impfung ist und was Eltern tun können, wenn das Kind fiebert.

 

Wie gefährlich ist die Grippe für Kinder?

„Neben Lungenentzündung bis zum Lungenversagen kann es unter anderem zu Krupp-Anfällen, Herzmuskelentzündungen, Nierenversagen, Hirnhautentzündungen oder Nervenlähmungen kommen“, sagt Markus Rose. In den vergangenen Wochen (Stand Februar 2020) wurden im Olgahospital des Klinikums Stuttgart mehrere Fälle von solchen schweren Verläufen behandelt. „Zwei Drittel davon waren zuvor gesunde Kinder ohne Vorerkrankungen.“

Welche Altersgruppe ist besonders gefährdet?

Gerade junge Kinder haben ein noch unreifes Immunsystem, weshalb sie anfälliger für Influenzaviren sind. Problematisch ist auch, dass die Symptome nicht unbedingt der einer typischen Virsugrippe ähneln, warnt Rose. „Die Erkrankung präsentiert sich häufig als unstillbarer Husten oder eine Darmgrippe mit hohem Fieber.“ Da bei Säuglingen und Kleinkindern Blutvergiftung gefürchtet sind, müssen die Kinder sehr genau untersucht werden, wenn sie Grippe-Symptome zeigen – was für die Betroffenen oft sehr belastend ist: Denn die Ärzte brauchen neben einer Blutprobe auch eine des Nervenwassers. Bestätigt sich der Verdacht, werden die Kinder mit Antibiotika behandelt, obwohl die Grippe selbst eine Virusinfektion ist.

Warum sollten sich insbesondere Schwangere impfen lassen?

Weil die werdende Mutter mit einer Impfung nicht nur sich selbst schützt, sondern auch für ihr Kind vorsorgt: „Die Babys von Frauen, die sich in der Schwangerschaft haben impfen lassen, haben im gesamten ersten Lebensjahr weniger Atemwegsinfektionen“, sagt Markus Rose.

Sind Grippe-Impfungen auch bei Kindern sinnvoll?

Die Grippeimpfung wird zwar in Deutschland vorrangig für besonders gefährdete Menschen empfohlen: Also Schwangeren, Senioren, chronisch Kranken, Menschen in medizinischen Berufen oder in solchen mit viel Publikumsverkehr. Aber viele andere Länder wie etwa die USA und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) raten, alle Menschen durchzuimpfen. „Das ist auch sinnvoll, weil nur durch eine konsequente Impfung auch der gesunden Bevölkerung eine Übertragung auf Ungeschützte und chronisch Kranke, die nicht geimpft werden können, verhindert wird“, sagt Rose.

Wie sollten Eltern reagieren, wenn sie feststellen, dass ihr Kind die Grippe hat?

Bei jeglichen fieberhaften Infektenbrauchen Kinder vor allem Ruhe, viel Flüssigkeit und Zuwendung, sagt Rose. „Medikamente zur Fiebersenkung sind oftmals überflüssig.“ Wenn ein Kind bei einem fieberhaften Infekt spielt, wach ist und normal reagiert, könne man davon ausgehen, dass der Körper die Abwehrkräfte aktiviert hat. „Dann helfen dem Kind lauwarme Wickel oder Umschläge, sowie viel Flüssigkeit in Form von Getränken, Kompott oder Brühe“, sagt Rose.

Wann sollten Eltern einen Arzt aufsuchen?

Ist das Kinder apathisch oder hat stärkere Schmerzen, kann man ihm Paracetamol verabreichen. Sinkt das Fieber nicht oder ist das Kind weiterhin stark beeinträchtigt, dann sollten Eltern mit ihm zum Arzt gehen. „Das ist auch sinnvoll, wenn im Laufe der Virusinfektion erst eine Verbesserung des Gesundheitszustandes eintritt – und dann das Kind erneut Fieber bekommt“, sagt Rose. Denn dann besteht die Möglichkeit, dass Komplikationen auftreten oder zu dem viralen Infekt eine bakterielle Entzündung hinzugekommen ist. „Dann würde ein Antibiotikum nötig werden.“ Bei chronisch Kranken, sehr jungen oder anderweitig abwehrschwachen Menschen können spezielle Grippe-Medikamente sinnvoll sein. „Prinzipiell gilt: Je jünger das Kind, umso vorsichtiger sollte man mit Erkältungsmedikamenten sein.“