Andere Stadt, anderer Müll: Bangalore, drei Flugstunden südlich von Neu-Delhi, gilt wegen seiner Computerindustrie als das Silicon Valley Indiens. Auf seinen verstopften Straßen ist die goldene Seite des Landes zu sehen – auch BMW, Mercedes und Porsche. Auf dem Weg zur Entsorgungsfirma E-Paraisara, 50 Kilometer außerhalb von Bangalore, wird einem die alltägliche Entsorgung kurz vor Augen geführt: Ein Motorradfahrer stoppt am helllichten Tag am Highway, nimmt einen Sack mit Abfall vom Sozius und schmeißt ihn in die freie Landschaft. Dorthin, wo schon Müll herumliegt.

 

Aber in der Fabrik von Peethambaram Parathasaraty im Industriegebiet von Dabbasapete geht alles geordnet zu. Sie gilt als Vorzeigebetrieb mit sehr guten Bedingungen. Die Arbeiter können in der Pause unter Lotusblüten im Garten der Firma sitzen. Parathasaraty ist ein Mann mit silbergrauem Haar und ein Pionier der Entsorgungswirtschaft. Vor neun Jahren begann er damit, elektronischen Schrott zu recyceln. „Damals gab es dafür noch keine Regeln in Indien“, sagt er. Heute verlangt der Staat von der Industrie ein Entsorgungskonzept. In einer Halle sitzen 100 Arbeiterinnen mit Mundschutz und schrauben Handys und Computer auseinander. „Nicht spucken“, mahnt ein Schild. Samsung, Acer, Dell, Toshiba – alle Marken der Welt sind dabei. Kupfer, Aluminium, Gold, Palladium und Silber werden aussortiert und verwertet. Nur um Indium, ein seltenes Metall, das für Flachbildschirme und Touchscreens gebraucht wird, aus dem Schrott herauszuholen gibt es noch keine Technik. Parathasaraty wartet darauf.

Der Löwenanteil der Computer wird auf der Straße zerlegt

Die Arbeiterin Hemavathi, mit 32 Jahren schon Witwe, sagt, sie arbeite gerne hier. Sie verdiene 53 Euro im Monat. Früher sei sie Hausmädchen gewesen. Jetzt reiche das Geld für sie und ihre beiden Kinder. Einen Gaskocher, einen Kühlschrank und ein Handy habe sie sich gekauft. Wegen der steigenden Rohstoffpreise seien die Preise für Elektronikschrott angezogen, sagt Parathasaraty. „Sie finden in Indien keine Müllkippe mehr für Elektronikschrott. Früher hatten wir 100 davon. Heute wird 100 Prozent des Mülls recycelt.“

Indien ist dichter besiedelt als Deutschland. Es zählt 1,2 Milliarden Menschen – ein Fünftel der Weltbevölkerung. Aber sein Reichtum an Natur ist begrenzt. Es verfügt nur über 2,5 Prozent der globalen natürlichen Ressourcen wie Böden und Wasser. Alles ist knapp, auch Deponiefläche. Drei Prozent der Treibhausgasemissionen Indiens – das Land ist weltweit der viertstärkste Luftverschmutzer – gehen auf das Konto schlechter Müllentsorgung, sagt der indische Umweltverband Chintan. Schuld daran sei das Verbrennen und das Entweichen von Methan aus wilden Müllkippen.

Oben auf der Deponie von Ghazipur laufen Mädchen und Jungen getrennt hinter Bulldozern her, die den Abfall schreddern. „Einmal habe ich 700 Rupien gefunden, einmal 1000!“ sagt der elfjährige Sahin. Geld zu finden – in diesem Fall umgerechnet acht beziehungsweise zwölf Euro – das ist ein Glücksfall.

Delhi ist von Slum-Gürteln umfasst. Foto: Link

Sahin ist einer der 1800 Müllpicker von Ghazipur. Von morgens bis abends streift er über die Deponie, sammelt Plastik, Flaschen, Drähte, Metall, Textilfasern. „Haare bringen viel Geld. Für ein Kilo bekomme ich 2000 Rupien“, sagt Sahin. Daraus werden Perücken gemacht. Sein Sammelgut verkauft Sahin auf dem Markt. Es sichert ihm, den Eltern und seinen beiden Schwestern täglich drei bis vier Euro – ein besserer Verdienst als in West-Bengalen, wo seine Familie herkommt. In Ghazipur existiert eine Schule für die Müllkinder. Sahin war noch nie dort: „Ich weiß gar nicht, was eine Schule ist.“ Er habe genug zu essen, drei Mahlzeiten täglich, sagt er. Manchmal rennen die Jungen auf der Rampe zum Müllberg um die Wette, eine Staubfahne hinter sich herziehend.

Dieter Mutz ist stolz auf die mit dem Knowhow der GIZ angelegte Deponie. Ein Teil ist bereits eingezäunt, mit Abluftrohren versehen, abgedeckt und begrünt. Nur einen Schwelbrand fürchtet Mutz: „Wir hatten eine brennende Deponie im Jemen. Die kriegt man nicht unter Kontrolle, die muss man umgraben.“

Dorthin, wo schon anderer Müll liegt

Andere Stadt, anderer Müll: Bangalore, drei Flugstunden südlich von Neu-Delhi, gilt wegen seiner Computerindustrie als das Silicon Valley Indiens. Auf seinen verstopften Straßen ist die goldene Seite des Landes zu sehen – auch BMW, Mercedes und Porsche. Auf dem Weg zur Entsorgungsfirma E-Paraisara, 50 Kilometer außerhalb von Bangalore, wird einem die alltägliche Entsorgung kurz vor Augen geführt: Ein Motorradfahrer stoppt am helllichten Tag am Highway, nimmt einen Sack mit Abfall vom Sozius und schmeißt ihn in die freie Landschaft. Dorthin, wo schon Müll herumliegt.

Aber in der Fabrik von Peethambaram Parathasaraty im Industriegebiet von Dabbasapete geht alles geordnet zu. Sie gilt als Vorzeigebetrieb mit sehr guten Bedingungen. Die Arbeiter können in der Pause unter Lotusblüten im Garten der Firma sitzen. Parathasaraty ist ein Mann mit silbergrauem Haar und ein Pionier der Entsorgungswirtschaft. Vor neun Jahren begann er damit, elektronischen Schrott zu recyceln. „Damals gab es dafür noch keine Regeln in Indien“, sagt er. Heute verlangt der Staat von der Industrie ein Entsorgungskonzept. In einer Halle sitzen 100 Arbeiterinnen mit Mundschutz und schrauben Handys und Computer auseinander. „Nicht spucken“, mahnt ein Schild. Samsung, Acer, Dell, Toshiba – alle Marken der Welt sind dabei. Kupfer, Aluminium, Gold, Palladium und Silber werden aussortiert und verwertet. Nur um Indium, ein seltenes Metall, das für Flachbildschirme und Touchscreens gebraucht wird, aus dem Schrott herauszuholen gibt es noch keine Technik. Parathasaraty wartet darauf.

Der Löwenanteil der Computer wird auf der Straße zerlegt

Die Arbeiterin Hemavathi, mit 32 Jahren schon Witwe, sagt, sie arbeite gerne hier. Sie verdiene 53 Euro im Monat. Früher sei sie Hausmädchen gewesen. Jetzt reiche das Geld für sie und ihre beiden Kinder. Einen Gaskocher, einen Kühlschrank und ein Handy habe sie sich gekauft. Wegen der steigenden Rohstoffpreise seien die Preise für Elektronikschrott angezogen, sagt Parathasaraty. „Sie finden in Indien keine Müllkippe mehr für Elektronikschrott. Früher hatten wir 100 davon. Heute wird 100 Prozent des Mülls recycelt.“

Die Menschen überleben – mehr nicht. Foto: Link

Noch wird der Löwenanteil der Computer nicht industriell, sondern von freien Handwerkern auf der Straße auseinandergenommen – unter gefährlichen Bedingungen. Ein Dutzend der „Informellen“ haben sich zusammengetan und Betriebe angemeldet. Das Geschäft mit der Entsorgung blüht. 180 Firmen sollen im Bundesstaat Karnataka, wo Bangalore liegt, darin tätig sein. Karnataka hat eine eigene Sondermülldeponie errichtet, in der Klärschlämme und nicht verwertbare Industrieabfälle nach europäischem Standard gelagert werden. Der gelernte Chemiker Parathasaraty hat neue Ideen: „Ich plane einen Entsorgungspark, wo wir Autos, Verpackungen und Kühlschränke recyceln.“ In China und Japan habe er so etwas gesehen.