Der Erziehermangel in Filderstadt ist erdrückend. Nun hat eine Kreativveranstaltung stattgefunden. Konkrete Ergebnisse sollen bis Ende April vorgestellt werden.

Kinderbetreuung – vielerorts ist das mittlerweile ein Reizwort. Landauf, landab fehlt Fachpersonal. In der Konsequenz müssen Betreuungszeiten gekürzt werden, und wenn es ganz schlecht läuft, sind Einrichtungen gezwungen zuzumachen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung vom Oktober 2022 werden in diesem Jahr bis zu 383 600 Kitaplätze bundesweit fehlen. Um den Betreuungsbedarf der Eltern zu erfüllen, müssten zusätzlich zum vorhandenen Personal weitere 93 700 Fachkräfte im Westen und 4900 im Osten eingestellt werden. In Baden-Württemberg fehlten demnach 16 800 Fachkräfte. Die Not ist auch in Filderstadt gewaltig. „Natürlich haben wir eine erhebliche Zahl an offenen Stellen“, sagt der Oberbürgermeister Christoph Traub. Die Problematik hatte sich zuletzt derart zugespitzt, dass das Kinderhaus Neuhäuser Bach in Bernhausen vorübergehend schließen musste. 80 Familien standen plötzlich ohne eine Betreuung da.

 

Nun sucht Filderstadt Wege aus der Misere, und zwar gemeinsam mit den Eltern. Am Donnerstagabend fand das erste Filderstädter Forum zur Kinderbetreuung statt. Eltern, Vertreter von Kitaträgern und aus der Stadtverwaltung, Erziehungskräfte und Stadträte fanden sich zusammen, um gemeinsam Lösungen für den sogenannten Filderstädter Weg zu erarbeiten. „Ohne Denkverbote“, gab Christoph Traub als Motto aus. Ziel: kreative Lösungen, aber auch mehr Verständnis für die Zwänge des anderen. „Damit wir von dem vorwerfenden Übereinanderreden wegkommen“, erklärte das Stadtoberhaupt. „Um die Probleme zu bewältigen, brauchen wir die ganze Community“, sagte der Stadtrat Stefan Hermann (Freie Wähler) als Vertreter des Gremiums.

Es fehlt an gegenseitiger Wertschätzung

Wo es am meisten klemmt in Filderstadt, das wurde schnell klar. Es fehlt an einer Verbindlichkeit, auf die sich vor allem Eltern verlassen können, an Flexibilität bei der Betreuung, an Strategien, wie Personal gewonnen und auch gehalten werden kann, aber auch an gegenseitiger Wertschätzung. In elf Gruppen wurde an diesen Themen gearbeitet. Am Ende gab es wenig Konkretes, dafür viel Input, den die Stadtverwaltung, die Träger und die Lokalpolitiker mitnehmen konnten. Habhaft war nach dem Abend immerhin eines: die Zusage des Oberbürgermeisters, bis Ende April Vorschläge zu bündeln und erarbeiten zu wollen, „welche konkreten Schritte wir umsetzen werden“.

In einen Teilnehmer des Forums wurden besondere Hoffnungen gesetzt. Gekommen war auch Benjamin Lachat, der Dezernent für Familie und Soziales beim Städtetag Baden-Württemberg. Der Städtetag hatte just an diesem Tag einen Vorstoß in Richtung Landesregierung gewagt, um den Kommunen mehr Freiheiten einzuräumen und zu ermöglichen, in Kitas verstärkt auch fachfremde Hilfskräfte einsetzen zu können; Stichwort multiprofessionelle Teams, die in den Personalschlüssel eingerechnet werden. Bisher gelten strenge Vorgaben, die Betreuung ist pädagogischem Fachpersonal vorbehalten. Der Städtetag fordert vom Land daher eine Öffnungsklausel im Landesgesetz. Christoph Traub unterstützt die Forderung nach mehr Flexibilität.