Da Dutzende Betreuungsplätze fehlen, plant die Stadt in Sielmingen ein Kinderhaus auf dem ehemaligen Filderstadtwerke-Gelände. Dort soll erstmals ein neues standardisiertes Raumkonzept umgesetzt werden.

Die Handwerker sind noch im Neubau an der Tübinger Straße in Bernhausen zugange, da laufen bereits die Planungen fürs nächste Kinderhaus in der Stadt an. Wie in der jüngsten Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sozialausschusses bekannt wurde, ist der Bau einer viergruppigen Einrichtung an der Brühlstraße in Sielmingen angedacht. Dort firmierten früher die Filderstadtwerke. Seitdem die aber umgezogen sind, steht das städtische Grundstück mit einer Größe von 1813 Quadratmetern grundsätzlich für den Neubau einer Kindertageseinrichtung zur Verfügung. Eine erste Machbarkeitsstudie wurde bereits durchgeführt. Eine größere Einrichtung lasse die Grundstücksfläche nicht zu, erklärte der Verwaltungsbürgermeister Jens Theobaldt.

 

Filderstadt ist bei der Betreuung stark unter Druck. „Die Kinderzahlen sind weiter steigend“, sagte Ann-Kathrin Umstadt, die für die Kindergärten zuständige Abteilungsleiterin, in der Sitzung. Für den Ü3-Bereich weise die Bedarfsplanung zum Stichtag 1. Januar 2025 in Summe 39 fehlende bauliche Kindergartenplätze aus, davon allein 29 in Sielmingen. Auch im U3-Bereich gebe es eine hohe Nachfrage. „Die derzeit baulich vorhandenen Krippenplätze sind nicht ausreichend, um den Bedarf zu decken“, heißt es in der Vorlage an den Ausschuss.

Die Planungen stehen noch ganz am Anfang

Das Sielminger Projekt steckt noch in den Kinderschuhen. In der Sitzung ging es zunächst um ein Raumprogramm, und bei dem soll ein ganz neues Musterraumprogramm für Neubauten, Erweiterungen und Sanierungen im Kinderbetreuungsbereich Anwendung finden. Auch dieses ist in der Ausschusssitzung vorgestellt worden. Ziel: für sämtliche Akteure – Bauherren, Träger, Eltern und Fachkräfte – einen Standard festlegen, um letztlich Planungsprozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen, die Qualität und die Zufriedenheit zu steigern. Berücksichtigt wurden dabei rechtliche Vorgaben zum Brandschutz oder zur Unfallverhütung, aber auch die Pädagogik. Ebenso ging es darum, dass sich sowohl Kinder als auch Fachkräfte wohlfühlen. „Räume für Kinder entwickeln heißt auch, Räume für Erwachsene zu entwickeln“, sagte die Kommunalberaterin Kariane Höhn, die den Prozess begleitet hat.

Das Programm beinhaltet viele Aussagen über Raumgrößen, Außenflächen, über Personal- und Hauswirtschaftsräume, über Ruheecken, Küchen oder Duschen und Toiletten. Oftmals geht das neue Filderstädter Programm über die Mindestforderungen des Kommunalverbands für Jugend und Soziales hinaus. So sollen künftig Schlafräume im Krippenbereich mindestens 20 Quadratmeter statt der geforderten 15 Quadratmeter haben, im Ü3-Bereich mindestens 25 statt 20. Schmutzschleusen sollen in Kitas ebenso entstehen wie ausgewiesen Erwachsenenzonen. Selbst favorisierte Bodenbeläge, Möblierungen oder Pflanzen für draußen werden festgelegt. Auf die Bestandsgebäude in der Stadt wird das neue Raumkonzept jedoch keinen Einfluss haben. Sie sind letztlich jeweils ein Kind ihrer Zeit. Jens Theobaldt stellte klar: „Wir haben Bestandsgebäude, die würden nach heutigen Standards keine Betriebserlaubnis mehr bekommen.“