Die Kinderbetreuung in Gerlingen wird weiter ausgebaut: Es gibt vom Herbst an mehr Plätze und längere Öffnungszeiten. Die Eltern müssen dafür künftig mehr bezahlen – denn ihre Beiträge decken die Kosten bei weitem nicht.

Gerlingen - Rund 86 Prozent der Kosten, die für die Kinderbetreuung in Gerlingen entstehen, übernimmt die Stadt. Das ist weit mehr als es die Richtlinien vorsehen: Nach den Empfehlungen der Verbände sollen die Elternbeiträge ein Fünftel des Aufwands decken. Doch in der Stadt unter der Solitude sind es im Durchschnitt nur 14 Prozent. In den Ganztageskindergärten beträgt der Kostendeckungsgrad 17 Prozent, in den Kindergärten mit Öffnungszeit bis 14 Uhr nur acht Prozent. Die Elternbeiträge werden von September an um durchschnittlich 4,5 Prozent erhöht – auch dafür hatten die kommunalen Spitzenverbände wesentlich mehr empfohlen.

 

Der Bedarf steigt weiter – kein Wunder, denn immer mehr Familien mit Kindern kommen nach Gerlingen. Ständig werden irgendwo alte Häuser abgerissen und durch neue, größere ersetzt. Nicht nur in naher Zukunft im Träubleareal und ein paar Jahre später im Neubaugebiet Bruhweg werden junge Familien eine neue Heimat finden. In kleineren und mittelgroßen Einheiten entsteht schon jetzt laufend neuer Wohnraum – nicht nur wegen der Flüchtlinge ist die Einwohnerzahl gestiegen.

Längere Betreuung für 20 Kinder

Die Stadt reagiert auf den Bedarf. In den vorhandenen Einrichtungen werden neue Gruppen gegründet; „es hat Priorität, Kapazitäten zu nutzen“, sagte der Bürgermeister Georg Brenner in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. In der Kita im Familienzentrum und im Kindergarten Hasenbergstraße können künftig 20 Kinder den ganzen Nachmittag betreut werden, anstatt wie bisher nur bis 14 Uhr. Diese langen Betreuungszeiten bis spätestens 18 Uhr fragen die Eltern immer mehr nach. Den „normalen“ Kindergarten, der nur bis 12 Uhr geöffnet ist, gibt es in Gerlingen schon seit einigen Jahren nicht mehr.

Im Kleinkindbereich werden komplett neue Betreuungsplätze eingerichtet: Im Kindergarten Rosenstraße sollen acht Plätze, die für das laufende Jahr schon geplant werden, jetzt endgültig belegt werden. Weitere vier sollen im Familienzentrum eingerichtet werden. Man könne davon ausgehen, dass der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz erfüllt werde, heißt es. Alle diese Angebote können aber nur unter einer Voraussetzung umgesetzt werden: wenn die Stadt die nötigen neuen Fachkräfte findet und einstellen kann.

Betreuungsplätze für 1150 Kinder

Für die Betreuung von 1150 Kindern investiert die Stadt im kommenden Jahr rund sieben Millionen Euro, etwa die Hälfte des Gewerbesteueraufkommens, das netto in der Stadtkasse bleibt. Darauf wies die Erste Beigeordnete Martina Koch-Haßdenteufel unlängst im Gemeinderat hin. Im Jahr 2013 waren es noch knapp drei Millionen Euro, damals hatte es geheißen, die Haus- und Grundbesitzer würden mit ihren Grundsteuern quasi die Kinderbetreuung finanzieren. Der Städte- und der Gemeindetag hatten für 2017/18 empfohlen, die Gebühren um acht Prozent zu erhöhen; Hintergrund war der neue, höhere Tariflohn für Erzieherinnen. Nach mehreren Verhandlungen haben sich die Stadt Gerlingen und Elternvertreter schließlich auf eine Erhöhung von 4,5 Prozent geeinigt.

Die Verwaltung hat am Ende ihrer langen Auflistungen und Vorschläge die Stadträte bereits vorgewarnt: Spätestens mit dem Neubaugebiet Bruhweg II müsse man an eine neue Kita denken. 100 Plätze für Kleinkinder und im Kindergarten seien wohl nötig. Man müsse aber von vornherein daran denken, die Räume „multifunktional“ zu planen. Und zwar so, dass sie bei Bedarf später auch anders genutzt werden können – beispielsweise für Senioren.