Ein Haus für fünf Kindergruppen und bis zu zehn Wohnungen könnte auf den jetzigen Bosch-Parkplatz kommen.

Rutesheim - Die Farbe am Haus der Kinder in der Robert-Bosch-Straße, als größte Kindertagesstätte der Stadt, ist noch nicht einmal richtig getrocknet, da müssen die Stadtverwaltung und der Gemeinderat bereits über eine neue Kita nachdenken. In einer Stadt, die ständig wächst und eine überdurchschnittlich hohe Geburtenrate hat, braucht es auch Betreuungsplätze für den Kindersegen.

 

„Vor allem der Bedarf an Ganztagesbetreuung nimmt stetig zu“, erläutert die Bürgermeisterin Susanne Widmaier die Notwendigkeit einer weiteren großen Kita.

Zwei Standorte stehen zur Auswahl

In Betracht kommen zwei Standorte: Ein Anbau an den heutigen Kindergarten an der Richard-Wagner Straße und ein Neubau auf dem jetzigen Parkplatz der Rutesheimer Bosch-Niederlassung an der Ecke der Bahnhofstraße/ Stauffenbergstraße. Letzterer läge praktisch am anderen Ende der Straße, an der auch das Haus der Kinder erbaut wurde.

Die Verwaltung hatte vom Gemeinderat den Auftrag, beide Standorte zu untersuchen. In der jüngste Gemeinderatssitzung ist die Bürgermeisterin Susanne Widmaier mit einem klaren Standort-Favoriten angetreten – dem Bosch-Parkplatz. In weiser Voraussicht wurden bereits im Vorfeld die Planungen für die beiden 2019 frei werdenden Bosch-Grundstücke in ein nördliches und in ein südliches Areal getrennt.

Während auf dem großen Firmengelände im Norden noch alles abgerissen werden muss, steht der Parkplatz im Süden von einem Tag auf den anderen leer.

Unten spielen, oben wohnen

Wie beim Haus der Kinder will die Verwaltung zwei Fliegen mit einer Klappe erwischen. „Die Wohnungsnot ist groß, jeder Zweite spricht in der Bürgersprechstunde das Thema an, aber es gibt kaum Bauplätze“, sagt die Bürgermeisterin. „Da wäre es schade, diese Fläche nicht zu nutzen.“ Daher könnten auf die Kita bis zu zehn Wohnungen gebaut werden

Zudem wäre es städtebaulich „komisch“ wenn zwischen mehrgeschossigen Wohnhäusern plötzlich ein sehr niedriger Kita-Bau stehen würde. „Außerdem wird Geld gespart, denn es muss kein weiteres Grundstück erworben werden“, zeigt sich die Bürgermeisterin pragmatisch.

Großer Bedarf an Plätzen

„Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist groß“, weiß auch der Erste Beigeordnete Martin Killinger, in dessen Zuständigkeit die Kindergärten gehören. „Die Prognose lautet, dass wir hier eine Kindertagesstätte mit fünf Gruppen benötigen werden“, rechnet er vor. Damit wäre dann das Haus der Kinder seine Spitzenstellung als größte Kita Rutesheims wieder los.

Um das Vorhaben zu verwirklichen, muss die Stadt ordentlich Geld in die Hand nehmen. Das Bauamt hat errechnet, dass eine fünfgruppige Kita mit zwei Geschossen auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück etwa 3,3 Millionen Euro kosten könnte. Kommen noch acht Wohnungen mit Tiefgarage hinzu, liegt die Investitionssumme bei 4,9 Millionen Euro. Dabei macht der Kita-Anteil 3,1 Millionen Euro aus. Die Kosten für ein Gebäude mit zehn Wohnungen werden auf 5,2 Millionen Euro geschätzt, der Kita-Anteil bleibt gleich.

Unterschiedliche Reaktionen

Die Fraktionen reagieren unterschiedlich: „Wir sagen Nein zum Kindergarten-Anbau in der Richard-Wagner-Straße“, erklärt Wolfgang Diehm (BWV). Beim Standort Bosch-Parkplatz könnten die zukünftigen Bewohner des Bosch-Areals die Kinder zu Fuß in die Kita bringen.

„Die Gabl tut sich schwer mit dem Standort“, sagt hingegen die Stadträtin Claudia Berner. Der Fraktion schwebe deshalb vor, die neue Kita nicht über die Bahnhofstraße sondern über die Stauffenbergstraße verkehrlich zu erschließen.

Auch in der CDU gab es Befürworter für einen Anbau in der Richard-Wagner-Straße. „Die Fraktion verabschiedet sich aber von diesem Standort, das wäre eine zu große Belastung für die Nachbarschaft geworden“, meint Reinhart Boehm.