Die Einrichtung am Schneewittchenweg in Stuttgart-Möhringen stand bisher unter keinem guten Stern. Die Kita soll spätestens zum Kindergartenjahr 2019/2020 mit einem neuen Träger wieder eröffnen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Fast könnte man meinen, die Kindertagesstätte am Schneewittchenweg ist verwunschen von einer bösen Fee. Im März 2015 hatte die Stadt die Einrichtung eröffnet. Es ist ein sogenannter Typenbau. Das heißt, dass Architekten einmal Pläne gezeichnet haben, nach denen dann an mehreren Standorten Kindergärten gebaut wurden. Das sparte Zeit und Kosten. Acht Gruppen mit Mädchen und Jungen im Alter von null bis sechs Jahren hätten theoretisch am Schneewittchenweg betreut werden können.

 

Doch dazu kam es nie. Das Jugendamt fand nicht genügend Personal. Das auch vor dem Hintergrund, dass anfangs nicht klar war, wie lang die Einrichtung bestehen bleiben würde. Zwar ist ein Typenbau prinzipiell für die Ewigkeit gedacht. Es sind also keine Container, die nur als Provisorium dienen. Doch am Schneewittchenweg gab es kein endgültiges Baurecht für eine Kita. Da Erzieher wegen des Fachkräftemangels derzeit eine große Auswahl haben, in welcher Einrichtung sie arbeiten wollen, sei die unsichere Zukunft am Schneewittchenweg für viele der pädagogischen Fachkräfte ein K.-o.-Kriterium gewesen, sagt Heinrich Korn. Er ist der stellvertretende Leiter des Jugendamts. Kurzum, von den ursprünglich geplanten acht Gruppen konnten nur dreieinhalb eröffnet werden.

Die Kita an der Widmaierstraße ist rechtzeitig fertig geworden

Dann fiel auch noch die Kindergartenleitung krankheitsbedingt für längere Zeit aus. Und schließlich entdeckte man im Mai 2018 einen Wasserschaden unter dem Estrich. „Ursprünglich hatten wir gehofft, dass wir das Problem während der Kindergartenschließzeit im Sommer beheben können“, sagt Korn. Doch gleichzeitig habe er von Anfang an das Gefühl gehabt, dass dies schwierig werden könnte. Schließlich hat das Jugendamt schon einige leidvolle Erfahrungen mit Wasserschäden in verschiedenen Einrichtungen sammeln müssen. Es kam, wie es kommen musste, und die Baufachleute erklärten, dass die Sanierung länger dauern würde.

Doch das Jugendamt hatte Glück im Unglück. Denn kurz zuvor war die Einrichtung an der Widmaierstraße, die umfassend saniert und erweitert worden war, fertig geworden. Das Jugendamt zog die Reißleine, und die Kinder und Erzieher zogen von der Kita am Schneewittchenweg in die an der Widmaierstraße. „Das Team hat diese Entscheidung sehr gut mitgetragen. Dafür sind wir dankbar“, sagt Korn. Auch seitens der Eltern seien ihm keine Beschwerden zu Ohren gekommen.

Häufung der Wasserschäden in Typenbauten ist Zufall

Aber natürlich gibt es eine Schattenseite. Schließlich hat die Stadt die Kita am Schneewittchenweg gebaut, weil der Bedarf an Betreuungsplätzen noch immer groß ist, insbesondere im Ganztags- und im Kleinkindbereich. Diese Plätze fehlen nun. Für den Wasserschaden in dem Typenbau ist der Generalunternehmer verantwortlich. Er wird die Kosten für die Sanierung übernehmen. „Das hat er auch bereits akzeptiert“, sagt Korn. Doch die Instandsetzung dauert. Optimistisch gesehen könne die Einrichtung im Frühjahr 2019 wieder eröffnen, realistisch gesehen aber wohl erst zum Beginn des neuen Kindergartenjahrs. Zu den leidvollen Erfahrungen mit Wasserschäden in Typenbauten sagt Korn: „Man könnte als Außenstehender den Eindruck bekommen, dass es ein allgemeines Problem gibt.“ Das sei aber nicht so. „Es ist Zufall. Es gibt keinen Fehler in der Konstruktion. Zudem sind nur die Pläne für die Kitas gleich. Gebaut wurden sie von unterschiedlichen Generalunternehmern.“

Stadt sucht einen neuen Träger

Bevor der Kindergarten wieder eröffnet, will die Stadt sich um einen neuen Träger bemühen. Die Einrichtung wird ausgeschrieben, und das ist ein Novum. „Wir haben uns dazu entschieden, weil wir einen Neustart wollen“, begründet Korn die Entscheidung. Das Jugendamt habe mit der Einrichtung ein wenig Pech gehabt, darum könne ein neuer Anfang mit einem neuen Träger, gegebenenfalls einem neuen Konzept und wahrscheinlich neuen Familien sinnvoll sein.

Die Einrichtung sei jetzt, nachdem der Bestand gesichert und das Gebäude saniert seien, durchaus attraktiv, sagt Korn und ergänzt: Sollte sich dennoch keine gute Fee in Gestalt eines neuen Trägers für die Einrichtung in der Märchensiedlung finden, dann werde die Stadt wieder die Kita betreiben. „Aufgeben werden wir den Standort natürlich nicht“, sagt der stellvertretende Amtsleiter.