Tagesmütter leisten viel, aber der Beruf ist wenig bekannt. Während des Betreuungsverbots haben sich einige um diejenigen Kinder gekümmert, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten.

Oberaichen - Von Kitas und Schulen ist während der Corona-Krise laufend die Rede, aber über die Tagesmütter wird wenig gesprochen. „Wir haben uns während des Shutdowns in der Notbetreuung um Kinder gekümmert, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, die also zum Beispiel Ärzte sind, und dies, obwohl damals unbekannt war, ob von Kindern ein erhöhtes Risiko ausgeht“, sagt Cornelia Wüst. Die Tagesmutter, die in Oberaichen normalerweise sechs Kinder im Alter zwischen zwei und elf Jahren betreut, ist mit ihrer Arbeit mehr als zufrieden: „Es ist einer der schönsten Berufe, die es gibt, und eine Arbeit, die es ermöglicht, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Wir sind in der Öffentlichkeit aber zu unbekannt. Das ist schade.“

 

Während der Phase des Betreuungsverbots duften nur fünf Kinder zu ihr in die Notbetreuung kommen. „Die Vorbereitung dafür war sehr aufwendig, aber damit konnte ich unter anderem eine Ärztin und eine Lehrerin zurück ins System holen“, sagt Cornelia Wüst. Nun darf sie wie die anderen Tagesmütter, die im Landkreis Esslingen circa 1500 Kinder betreuen, wieder im Normalbetrieb arbeiten. Dennoch gelten Vorsichtsmaßnahmen. Erwachsene müssen eineinhalb bis zwei Meter Abstand einhalten und die Kinder am Eingang abgeben. Dort steht auch Desinfektionsmittel für die Eltern bereit. Als Betreuerin muss Cornelia Wüst keinen Atemschutz tragen, und das ist für sie nicht nur physisch eine Erleichterung: „Die Kinder sind auf meine Mimik angewiesen.“

Die Stadt hat der Tagesmutter beim Umgang mit der Bürokratie geholfen

Die Zeit des Betreuungsverbots hat die Tagesmutter für Umbauten in der Wohnung genutzt: „Es kam ein neuer Boden rein, Wände wurden gestrichen, und wir haben ein Bällebad und einen neuen Sandkasten angeschafft.“ Stets hat Cornelia Wüst auch im Umbau-Stress den Kontakt zu den Familien der Kinder gehalten. „Ich habe sie mit Video-Botschaften auf dem Laufenden gehalten und Kindern auch Lieder gesungen und ihnen die Mittagsrituale geschickt.“ Kinder, sagt sie, nähmen jede Veränderung wahr, man müsse sie in alles einbeziehen, damit man sie mitnehmen könne: „Deshalb konnten sie nach der langen Pause ohne Eingewöhnung wieder einsteigen.“

Die sich laufend ändernden Verordnungen während der Corona-Krise seien sehr schwer zu lesen gewesen. „Wir sind ja keine Juristen, sondern Pädagogen. Da ist uns aber die gute Zusammenarbeit mit der Stadt entgegengekommen. Die Fachbetreuung der Kindergärten aber auch der Tageselternverein konnten bei Verständnisschwierigkeiten helfen.“ Schon am Anfang der Krise habe die Stadt Leinfelden-Echterdingen den Tagesmüttern nicht nur mit Rat unter die Arme gegriffen. „Wir wussten damals ja nicht, ob wir unser Geld weiter bekommen, aber die Stadt hat sofort pro Kind eine Platzpauschale bezahlt. Deshalb konnten wir überhaupt erst die Renovierung angehen.“

Tagesmütter, wüscht sich Cornelia Wüst, sollten in der Gesellschaft mehr Wertschätzung und Wahrnehmung erfahren. „Eine finanzielle Aufstockung für die Zeit, die ich für die Flächendesinfektion brauche, wäre auch willkommen“, sagt sie. Außerdem wüsste sie gerne, wie es bei ihr finanziell aussähe, falls eine zweite Corona-Welle käme: „Es wäre gut, wenn ich erfahren würde, ob ich dann auch 80 Prozent der Einnahmen erstattet bekomme oder nicht. Außerdem wäre es sinnvoll, dass wir uns regelmäßig testen lassen, denn schließlich öffnen wir unsere Häuser und setzen unsere Familien damit einem Risiko aus.“