Das UN-Kinderhilfswerk Unicef schlägt Alarm: Rund 1,4 Millionen Kindern in Nigeria, Sudan, Südsudan und dem Jemen droht der Hungertod.

New York - Rund 1,4 Millionen Kindern in Nigeria, Sudan, Südsudan und Jemen droht in diesem Jahr nach Einschätzung von Unicef der Hungertod.

 

Für besonders dramatisch erklärt das UN-Kinderhilfswerk in einer in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Mitteilung die Lage im Jemen und in Teilen Nigerias. Aber auch für den Südsudan wurden dramatische Hilfsappelle gestartet. Die EU-Kommission sagte für dieses Land 82 Millionen Euro Nothilfe zu.

Hunderttausende Kinder in Gefahr

Im Jemen, wo seit fast zwei Jahren ein Bürgerkrieg tobt, seien rund 462.000 Kinder akut unterernährt, erklärte das UN-Kinderhilfswerk. Im Nordosten Nigerias, wo dschihadistische Gruppen kämpfen, seien es 450.000 Kinder. Dem Hungersnot-Frühwarnsystem - Fews Net - der UN-Organisation zufolge sind einige entlegene Regionen des nigerianischen Bundesstaats Borno bereits seit Ende vergangenen Jahres von einer Hungersnot betroffen. In Somalia seien wegen Dürre 185.000 Kinder akut bedroht, in den kommenden Monaten könne diese Zahl auf bis zu 270.000 ansteigen, warnte Unicef.

Im Südsudan seien mehr als 270.000 Kinder unterernährt, teilte Unicef mit. In Teilen des nördlichen Bundesstaates Unity, wo rund 20.000 Kinder lebten, herrsche bereits Hungersnot. Im Südsudan sind laut Unicef insgesamt über eine Million Kinder von schwerer Mangelernährung betroffen. Unicef will in diesem Jahr etwa 200.000 von ihnen behandeln. „Wenn wir sie nicht rechtzeitig erreichen, werden viele von ihnen sterben“, erklärte der Leiter von Unicef Südsudan, Jeremy Hopkins.

Im Südsudan herrscht Bürgerkrieg

Südsudans Präsident Salva Kiir sagte Hilfsorganisationen „freien Zugang“ zu dem Krisengebiet zu. Nach Einschätzung von Unicef, Welternährungsprogramm (WFP) und Weltlandwirtschaftsorganisation (FAO) benötigen im Südsudan 4,9 Millionen Menschen Versorgung mit Nahrungsmitteln. Der Südsudan war erst 2011 unabhängig geworden. Aber schon im Dezember 2013 eskalierte ein lange schwelender Machtkampf zwischen Kiir und seinem damaligen Stellvertreter Riek Machar, es herrscht Bürgerkrieg. Die Welthungerhilfe erklärte, sie versorge im Bundesstaat Unity 350.000 Menschen mit Nahrungsmitteln. Die Europäische Union gehört zu den größten Gebern humanitärer Hilfe im Südsudan, bislang stellte sie 381 Millionen Euro an Hilfsgeldern bereit. Allein 2016 kam sie nach Angaben der Kommission für 40 Prozent der Finanzhilfen für lebensrettende Programme auf. Seit dem Beginn der Kämpfe im Dezember 2013 hat sich die humanitäre Lage in dem zentralafrikanischen Staat stetig verschlechtert.

Der UN-Nothilfekoordinator für den Jemen, Jamie McGoldrick, sprach von sieben Millionen Menschen, die in dem Land nicht wüssten, „wo ihre nächste Mahlzeit herkommen soll“. Im Jemen wütet seit Anfang 2015 ein Bürgerkrieg zwischen den Huthi-Rebellen und den Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Seit März 2015 fliegt eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition Luftangriffe auf die Rebellen. Seitdem wurden mehr als 7400 Menschen getötet.