Weil sie nicht mehr gut jagen können, müssen viele Eisbären hungern. Manche Tiere gehen deshalb beim Jagen hohe Risiken ein.

Stuttgart - Es ist ein jammervolles Bild, das Tierfilmer dokumentiert haben. Da wandert und schwimmt ein sichtlich abgemagerter Eisbär durch sein Jagdrevier im Nordpolgebiet – immer auf der Suche nach Beute. Aber er findet nichts. In seiner Verzweiflung wagt er sich schließlich in die Nähe einer Herde von Walrössern, die auf einer kahlen Felseninsel lagern. Deckung gibt es keine, der Eisbär kann sich also nicht anschleichen. Die Walrösser sind nervös, haben aber nicht wirklich Angst vor dem Bär – schließlich können sie sich mit ihren riesigen Hauern hervorragend gegen mögliche Attacken wehren. Doch der Hunger ist so groß, dass der Bär ein am Rande der Herde liegendes Walross angreift – eine fatale Entscheidung: Er kann seine Beute zwar verletzen, aber die fügt ihm mit den Hauern so heftige Wunden zu, dass er den Angriff nicht überlebt.

 

Künftig werden immer mehr Eisbären der Hungertod sterben – oder solche verzweifelten Jagdversuche nicht überleben. Forscher haben nämlich jetzt in einer Studie herausgefunden, dass viele Eisbären nicht mehr richtig satt werden. Ganz gezielt haben sie neun Eisbärenweibchen im Polarmeer über mehrere Tage hinweg beobachtet, ihre Ernährungsweise erforscht und analysiert, wie viel Energie sie verbrauchen. Dabei stellten die Biologen fest, dass über die Hälfte der Bären in dieser Zeit abmagerte. Sie verbrauchten mehr Energie, als durch die Nahrung wieder hereinkam.

Die Untersuchung zeigte auch, dass die Bären etwa alle zwölf Tage eine ausgewachsene Robbe fressen müssten, um ihren Energiebedarf zu decken. In der Beobachtungszeit schafften das aber nur vier Tieren. Ansonsten fraßen die Bären tote Tiere oder junge, unerfahrene Robben – mussten sich also an weniger ergiebigen Nahrungsquellen bedienen. Die Zukunft sieht düster aus, weil die Jagd auf Robben immer aufwendiger wird: Denn wenn das Eis durch den Klimawandel weiter zurückgeht, müssen die Tiere länger wandern oder schwimmen, um festes Eis zu finden. Nur von dort aus haben sie reelle Chancen, eine Robbe zu erwischen.