Ein Wissenschaftler aus Israel hat eine Brille entwickelt, die Bilder in Töne umsetzt.

Jerusalem - Ist der Apfel rot oder grün? Blinde Menschen können das nicht beantworten. Oder etwa doch? Der Wissenschaftler Amir Amedi von der Hebräischen Universität in Jerusalem (Israel) hat eine Brille erfunden, die Bilder in Töne umwandelt. Dadurch, dass Blinde und Menschen mit starker Sehbehinderung gar nicht oder kaum etwas sehen können, haben sich bei ihnen andere Sinne wie das Hören verbessert. Autos, Menschen und Tiere machen Geräusche, selbst der Computer kann alles vorlesen. So kommen Blinde im Alltag oft gut zurecht. Doch Bilder und Farben machen leider keine Geräusche. Deshalb können die meisten Blinden nicht zwischen einem blauen und einem gelben Pullover unterscheiden. Vor allem in dieser Situation soll die Brille von Amir Amedi Betroffenen helfen.

 

Jede Farbe klingt nach einem anderen Instrument

Auf der Brille ist eine Kamera befestigt. Die Kamera filmt die Objekte, auf die der Blinde schaut. Mithilfe eines Computerprogrammes übersetzt die Brille das gefilmte Objekt in Töne, die der Blinde durch Kopfhörer wahrnimmt. Jede Farbe klingt nach einem anderen Musikinstrument. Rot hört sich an wie ein Klavier und Blau wie die tiefen Töne einer Orgel.

Es werden aber nicht nur Farben unterschieden. Die Brille gibt auch an, wo die einzelnen Farben im Bild zu finden sind. Je höher die Farbe im Bild ist, desto höher klingt auch der Ton des Instruments. Diese Idee hat sich Amir Amedi von Delfinen und Fledermäusen abgeschaut. Beide Tiere senden für uns Menschen unhörbare Signale aus. Treffen diese Signale auf ein Hindernis, werden sie zurückgeworfen, und der Delfin oder die Fledermaus nehmen diese Geräusche wahr. Dieses zusätzliche „Sehen“ ist unter Wasser und in der Nacht von Vorteil. Der Wissenschaftler Amir Amedi hat herausgefunden, dass Blinde, die mit der Brille eine längere Zeit trainiert haben, bei bestimmten Geräuschen schon das entsprechende Bild vor Augen sehen. Mit den Tönen können auch Buchstaben wahrgenommen werden. Beim Buchstaben H zum Beispiel erklingt zuerst ein kurzer, dann ein langer und wieder ein kurzer Ton.