Die größte Filmleinwand der Welt steht bald in Leonberg. Im November des nächsten Jahres soll es so weit sein, wenn alles nach Plan verläuft. Auch im Böblinger Kino gibt es Umbaupläne – aber mit einem anderen Fokus.

Leonberg/Böblingen - Wenn es erst einmal steht, ist ihm ein Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde sicher. Im Leonberger Gewerbegebiet Riedwiesen wird ein Imax-Kino gebaut mit einer Leinwand, die alle Rekorde brechen soll: Mit 40 Metern wird sie so breit, wie ein Handballfeld lang ist, und bei ihrer Höhe von 26 Metern kann sie mit einem achtgeschossigen Wohnhaus mithalten. Verläuft alles nach Plan, ist im November 2020 die Eröffnung.

 

Eine wichtige Hürde hat das Kino jetzt genommen. Der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn hat die Baugenehmigung an Marius Lochmann übergeben, den Geschäftsführer des Leonberger Traumpalasts. Bei dem für dieses Vorhaben notwendigen Bebauungsplan hat die Verwaltung richtig Gas gegeben. Erst vor einem Jahr war das Verfahren eingeleitet worden.

In Böblingen setzt man auf eine Foyererweiterung

Auch im Filmzentrum Bären in Böblingen setzt man auf Veränderungen. Schließlich gilt für den Geschäftsführer Andreas Zienteck die Prämisse: „Stillstand ist Rückschritt.“ Eine größere Leinwand soll es in dem Kino am Stadtpark aber nicht geben, dafür eine Erweiterung des Foyers, „eine multifunktionale Fläche“, um Veranstaltungen besser und häufiger durchführen zu können. „Der Erweiterungsbau wird noch in diesem Herbst einsatzbereit sein“, kündigt Zienteck an und betont, dass es auch in Zukunft stets Veränderungen und Erweiterungen geben werde.

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Zurück nach Leonberg: Auf dem Gelände eines jetzigen geschotterten Parkplatzes wird das neue Gebäude für das Imax-Kino hochgezogen. „Je nach Ausstattung wird das eine Investition von sechs bis acht Millionen Euro sein“, sagt Marius Lochmann. Bevor es mit der Arbeit an dem Anbau losgehen kann, muss zunächst auf der Parkfläche hinter dem Traumpalast ein Parkhaus errichtet werden, damit das Kino die nötige Zahl an Stellplätzen behält. „Wir sind im Gespräch mit den benachbarten Firmen, damit es während der Baustelle nicht zu einem Parkchaos kommt“, sagt der Geschäftsführer.

Die Technik kommt aus Kanada

Der Anbau wird 26 Meter hoch und beherbergt das Imax-Kino mit rund 550 Sitzplätzen, außerdem eine Bowlingbahn mit etwa 18 Bahnen, acht Billardtische, ein italienisches Restaurant sowie eine Kasse und Snack-Theke. Außerdem ist ein weiterer kleiner Kinosaal vorgesehen. Über eine gemeinsame Fassade wird das Imax-Kino mit dem Traumpalast verbunden.

Acht Imax-Leinwände gibt es zurzeit in Deutschland. Die am nächsten gelegenen sind in Karlsruhe und in den Technikmuseen Speyer und Sinsheim. Ursprünglich kommt die Technik aus Kanada. Mit ihren riesigen Panorama-Leinwänden soll sie beim Publikum den Eindruck erwecken, mitten im Filmgeschehen zu sein.

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Im Filmzentrum Bären versucht man, dieses Ziel mit anderen Mitteln zu erreichen, wie man am vergangenen Donnerstag erleben konnte: Andreas Zienteck steht, als Butler verkleidet, auf dem roten Teppich, der für die Premiere von „Downton Abbey“ ausgelegt wurde, und serviert After Eight. Bevor der Spielfilm das Schicksal der Adelsfamilie und ihrer Dienerschaft aus der gleichnamigen Serie weitererzählt, sorgt der Seegärtle-Wirt Uwe Hutfilz mit Scones aus der benachbarten Kneipe für „Tea Time“-Stimmung. Bei den Gästen kommt das an: Viele seien in entsprechender Gala-Garderobe gekommen, um sich voll in das Thema einzufühlen zu können, erzählt Zienteck. „Kino muss mehr zum Event werden, denn Filme kann man überall anschauen“, sagt er.

Auch Sessel mit elektrischen Fußlehnen soll es geben

Der royale Abend war nicht die erste Veranstaltung dieser Art. Immer wieder stellen Zienteck und Hutfilz gemeinsam sogenannte „Seegärtle-Galas“ auf die Beine, und es sollen noch mehr werden. „Deshalb investieren wir nicht in einen größeren Kinosaal, sondern in eine Eventflächenerweiterung.“ Alte Sessel finde man im Böblinger Kino trotzdem nicht: Die Innenausstattung werde stetig erneuert, das Gleiche treffe auf die sanitären Anlagen zu.

Die Lochmanns setzen bei ihrem „Wohlfühl-Konzept“ künftig auf Sessel mit elektrischen Fußlehnen und Fußhocker. Für das gesamte Kino ist die Bewirtung im Saal geplant. „Die Lochmann Filmtheaterbetriebe waren schon immer am Puls der Zeit“, lobt der Oberbürgermeister. Ihn freue es, dass die Entscheidung für den Standort Leonberg gefallen ist. Der Traumpalast sei schon vor drei Jahren, als er eröffnet wurde, das modernste Lichtspielhaus Deutschlands gewesen. Mit dem Imax-Anbau komme ein weiterer Baustein dazu: „Wenn der Kinobesuch durch eine besondere Atmosphäre zum Erfolg wird, muss das Herz der Betreiber mitspielen, dann geht das Konzept auf.“