Christopher Buchholz, der Leiter der Französischen Filmtage Tübingen/Stuttgart, erzählt, warum Kanada dieses Jahr im Fokus steht – und weshalb er Filme nicht in Schubladen einsortieren möchte.

Digital Desk: Simon Koenigsdorff (sko)

Stuttgart. - Was bieten die Französischen Filmtage vom 3. November an in Tübingen und Stuttgart? Christopher Buchholz verrät es. Herr Buchholz, Sie mussten Ihr Festival letztes Jahr wegen Corona kurzfristig ins Internet verlegen. Wie groß ist nun die Vorfreude, wieder Filmtage mit Kinopublikum zu veranstalten?

 

Ich bin darüber sehr glücklich. Wir haben auch Online-Vorführungen organisiert, falls etwas passieren sollte, aber es war klar, dass sich dieses Jahr etwas ändern muss. Die Leute wollen wieder ins Kino, das hat gefehlt.

Einer der Länderschwerpunkte ist dieses Jahr die französischsprachige Provinz Québec in Kanada. Der Eröffnungsfilm „Aline“ gehört dazu, und der junge Regisseur Pascal Plante ist mit mehreren Filmen vor Ort. Was fasziniert Sie am dortigen Kino?

In den letzten Jahren gab es viele gute Filme aus Québec, die wir nicht alle auf den Filmtagen zeigen konnten und die wir für den diesjährigen Fokus aufbewahrt haben. Ich bin ein großer Fan dieser Filme – in Québec gibt es ein Kino, das einerseits nah an Frankreich und am Autorenkino ist, aber andererseits sehr eigen ist. Und wir zeigen Filme von Innu-Regisseuren, die sich mit dem Leid der indigenen „First Nation“ beschäftigen.

Sie verzichten dieses Mal auf Themenkategorien. Warum?

Ich will als Festivalleiter nicht weiter Leute in Schubladen stecken. Zum Beispiel beim Thema Gender: Wir haben schon immer viele Filme von Frauen gezeigt, aber ohne Quote, das fände ich auch falsch. Und Frauen machen ja auch nicht unbedingt „Frauenfilme“. Ich will niemanden marginalisieren, sondern wichtige Themen aus Schubladen holen. Die Leute sollen sich selbst ein Bild vom Programm machen.

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Auf welchen Programmpunkt freuen Sie sich besonders?

Mir ist es sehr wichtig, dass wir etwas für junge Leute bieten. Das ist die Zukunft unseres Kinos, sie sollen nicht nur mit Popcornkino aufwachsen. Dafür haben wir das Schulkino, um Schulklassen französische Filme nahezubringen, oder den Schüler-Kurzfilmwettbewerb. Es ist unglaublich, was sie aus Themen wie Corona, aber auch Magersucht, Homosexualität oder Ökologie machen und wie gut sie in dem werden, was sie drehen.

Französische Filmtage Tübingen/Stuttgart. 3. – 11. November; in Stuttgart werden die Filme im Kino Delphi gezeigt. Im Anschluss sind einige Filme auch online verfügbar. Das komplette Programm gibt es unter: www.franzoesische.filmtage-tuebingen.de