Mimi Leders Biopic würdigt die US-Frauenrechtlerin Ruth Bader Ginsburg und erinnert daran, wie wichtig eine unabhängige Justiz ist.

Stuttgart - Die ehrwürdige Universität Harvard gilt nicht als progressiv. Doch was Studienanfängerinnen 1956 beim Dinner der juristischen Fakultät widerfährt, wäre heute undenkbar: In Mimi Leders Filmbiografie über die Juristin und Frauenrechtlerin Ruth Bader Ginsburg müssen sich weibliche Neuzugänge dafür rechtfertigen, Männern angeblich den Studienplatz wegzunehmen. Die fiese Szene beruht auf Schilderungen Ginsburgs. Der in den USA als RBG bekannten Ikone der Frauenbewegung, die Bill Clinton 1993 als erst zweite Frau in den Supreme Court berief, widmet Leder ein spannendes, geradlinig inszeniertes Filmporträt.

 

Sie schildert, wie Frauen in den USA per Gesetz diskriminiert wurden und wie Ginsburg (Felicity Jones) juristisch dagegen vorzugehen begann. Sie ist nur eine von wenigen Frauen, als sie in den 50ern als junge Mutter das Studium aufnimmt. Leder bildet sämtliche Felder des sozialen und politischen Alltags in den späten 50ern ab und erklärt Ginsburgs juristisches Engagement als direkte Reaktion auf diskriminierende Umstände. Obwohl sie als Jahrgangsbeste abschließt, will keine Kanzlei sie anstellen. Als Dozentin versucht sie, Studierende für die Ungerechtigkeiten im US-Rechtssystem zu sensibilisieren, und bekommt dann die Gelegenheit, vor dem Supreme Court für die Abschaffung geschlechtsspezifischer Paragrafen zu plädieren.

Nach Donald Trumps Nominierung der höchst umstrittenen Richter Neil Gorsuch und Brett Kavanaugh für den Obersten Gerichtshof erhält Mimi Leders Film Brisanz. Sie erinnert daran, wie wichtig eine fair ausgewogene, eben nicht politisch verstrickte Rechtsprechung ist. Dass Trump den Supreme Court zum Instrument einer wirtschaftsliberalen, konservativ-chauvinistischen Politik auszubauen versucht, dürfte der inzwischen 85-jährigen Ruth Bader Ginsburg sauer aufstoßen.

Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit. USA 2018. Regie: Mimi Leder. Mit Felicity Jones, Armie Hammer, Kathy Bates, Justin Theroux. 121 Minuten. Ohne Altersbeschränkung. Atelier, Cinema, EM