Kristen Stewart hat einen großen Auftritt als bessere Dienstbotin einer wohlhabenden Frau in Olivier Assayas’ Film „Personal Shopper“. Während ihre Figur sich in innerem Ringen verliert, verirrt sich die Regie zwischen Gesellschaftsdrama, Dämonengrusel und blutigem Krimi.

Stuttgart - Ein toter Zwillingsbruder, ein Dämon, der durch eine verlassene Bürgervilla spukt, bedrohliche Stalker-Nachrichten auf dem Handy – all das plagt Maureen, die schon allein mit ihrem nervtötenden Job als „Personal Shopper“ bedient wäre. Für die entrückte Modedesignerin Kyra, die keine Panne duldet, probiert und beschafft sie Tag für Tag Kleidung, Schuhe und Schmuck.

 

Nach „Die Wolken von Sils Maria“ hat der französische Regisseur Olivier Assayas erneut mit Kristen Stewart gedreht, die für die erste Kollaboration als erste Amerikanerin überhaupt den französischen Filmpreis César als beste Nebendarstellerin bekam. Und wieder bewegt sich die Schauspielerin, die sich in Windeseile vom Teenager-Star („Twilight“) zur Charakterdarstellerin („Willkommen bei den Rileys“) entwickelt hat, mit großer Selbstverständlichkeit in der europäischen Kulisse.

Ihre Maureen schlängelt sich mit dem Motorroller durch den Pariser Verkehr, als wäre das gar nichts; begutachtet abgeklärt, was ihr in Boutiquen und von Juwelieren vorgelegt wird; lässt alle spüren, wie öde sie ihr Dasein inmitten jener Glamourwelt findet, von der so viele träumen – weil sie letztlich nur eine Dienstbotin ist, nur am Rande dabei, ohne echte Teilhabe. Ständig schwingt die Versuchung mit, Kyras sündhaft teure Fummel für einen Abend auszuleihen, was natürlich streng verboten ist.

Assayas konnte sich nicht entscheiden, was er erzählen möchte

Die Österreicherin Nora von Waldstätten („Das ewige Leben“) überzeugt als meinungsstarke Modediva mit scharfem Blick für alles Schöne, Lars Eidinger verleiht einmal mehr einem seltsamen Mann einen zwiespältigen Charakter und gibt ihm einen irren Blick. Beide flankieren das innere Ringen der Hauptfigur, die es in die Ferne zieht zu dem Mann, mit dem sie über Skype kommuniziert, und die doch nicht vom Fleck kommt, weil sie nicht lassen kann von selbst auferlegter Trauerarbeit.

An den Schauspielern liegt es nicht, dass Assayas’ Film nicht richtig zündet – sondern daran, dass er sich nicht entscheiden kann, was er erzählen will: Zum blutigen Psycho-Krimi passt die übersinnliche Geistergeschichte mit anständig animiertem Fantasy-Effekt-Grusel noch, weil die Parallelität geschickt platzierte Verwechslungen ermöglicht – zum Drama in der Pariser Welt der Schönen und Reichen aber fehlt dem Dämon jede Bindung. Wie viele Genremixe ergibt auch dieser kein stimmiges Ganzes. Das sollte all jene nicht vom Kinobesuch abhalten, die starken Schauspielern gerne dabei zuzusehen, wie sie ihre Figuren einander umkreisen lassen.