Sebastian Schippers Teenagerdrama entpuppt sich als starkes Plädoyer für Europa.

Stuttgart - Mit seinem in einer einzigen Einstellung gedrehten Debüt „Victoria“ landete Sebastian Schipper 2015 einen Hit. Nun beweist er, dass er noch mehr in petto hat. „Roads“ beginnt als heitere Teenagerkomödie: Der junge Brite Gyllen (Fionn Whitehead) hat sich im Marokko-Urlaub mit den Eltern gezofft und deren Caravan geklaut. Er trifft den gleichaltrigen Kongolesen William (Stéphane Bak), der seinen älteren Bruder sucht. Gyllen will nach Frankreich zu seinem leiblichen Vater und beschließt, William nach Calais mitzunehmen, wo der seinen Bruder vermutet. Als die beiden noch den verrückten Aussteiger Luttger (Moritz Bleibtreu) treffen, wird es plötzlich brenzlig.

 

Ebenso leicht wie aufrichtig ernsthaft erzählt Schipper von einer grenzüberschreitenden Freundschaft, von den Sorgen und Hoffnungen Jugendlicher in einer zunehmend komplexeren Welt. Obwohl Gyllen und William Welten trennen, verstehen sie sich blind. Beide haben Verluste erlitten und entwickeln tiefes Verständnis füreinander. Ohne Zeigefinger und politisches Hintergrundrauschen plädiert Schippers Film für ein offenes, menschliches Miteinander in Europa und an seinen Grenzen. Es ist rührend, wie Gyllen und William für ihre Freundschaft kämpfen, allen Widrigkeiten zum Trotz. Man wünscht sich mehr davon in der Wirklichkeit.