Zum Verwechseln ähnlich verkörpern Steve Coogan und John C. Reilly das bekannteste Komikerduo der Filmgeschichte: Laurel und Hardy. Das ist nicht nur komisch, sondern mitunter auch ergreifend.

Stuttgart - Stan Laurel und Oliver Hardy treten auf ihre alten Tage unter den Pseudonymen Steve Coogan und John C. Reilly auf – so wirkt John S. Bairds „Stan & Ollie“. So verblüffend ähneln die Schauspieler ihren Figuren, so täuschend echt haben sie sich deren Gestik, Mimik und – in der Originalversion – den Gesang angeeignet, dass man die Kopien sofort als Originale annimmt. Laurel und Hardy, in Deutschland so abwertend wie falsch als Dick und Doof bekannt, sind das bekannteste Komikerduo der Kinogeschichte. Der Slapstick, den die beiden im Stummfilm und dann im Tonfilm vorführten, mag etwas Patina angesetzt haben, das zeitlos Menschliche darin aber erheitert noch immer – zumal der Männertyp, der nicht erwachsen werden möchte, nach wie vor als Komödienstoff taugt.

 

Die Filmbiografie des Serienregisseurs Jon S. Baird („Vinyl“) beginnt mit einer sechsminütigen, ungeschnittenen Szene, in der Laurel und Hardy auf dem Höhepunkt ihrer Karriere mit Produzent Hal Roach (Danny Houston) über die Gage verhandeln. Von den Dreharbeiten der Westernkomödie „Zwei ritten nach Texas“ (1937) springt der Film ins Jahr 1953. Im Herbst ihrer Karriere übernachten Laurel und Hardy auf ihrer Tour durch die englische Provinz in billigen Absteigen. Von ihnen inspirierte Nachfolger haben ihnen an der Kinokasse den Rang abgelaufen, Abbott und Costello etwa fliegen in ihren Filmen zum Mars oder treffen Frankensteins Monster. Schlimmer noch: Die Zugkraft des Duos reicht nur noch für kleinere Theater, und auch diese sind spärlich gefüllt. „Wir hätten alle Besucher auch in unser Hotel einladen können“, schimpft Oliver Hardy (John C. Reilly).

Ein Werbeclip fürs Fernsehen bringt ein letztes Aufblühen

Auf Betreiben des Tourproduzenten Bernard Delfont (Rufus Jones) machen die beiden widerwillig einen TV-Werbeclip, der bei den Leuten ankommt – worauf sie in London mehrere Abende hintereinander den größten Theatersaal bespielen. Dann aber bricht Oliver Hardy vor einem Werbeauftritt zusammen.

Filmbiografien können leicht zur peinlichen Parodie werden, wie jüngst die Detektivkomödie „Holmes & Watson“, ebenfalls mit John C. Reilly in einer Titelrolle. „Laurel & Hardy“ passiert das nicht – zum einen, weil das Drehbuch von Jeff Pope („Philomena“) gekonnt zwischen humorvollen und ergreifenden Szenen wechselt, zum anderen wegen der großartigen Hauptdarsteller: Sie bringen die pure Spielfreude ihrer Charaktere zum Ausdruck. Laurel und Hardy scheinen stets für ihr Publikum zu agieren, selbst wenn es aus einer einzelnen Rezeptionistin besteht; die beiden wollen eigentlich nur im Hotel einchecken, machen daraus aber eine Slapsticknummer vom Feinsten. Umgekehrt werden sie auch dann noch beklatscht, wenn sie sich bitterernst streiten. „Wir sind keine Freunde“, sagt Hardy an einer Stelle zu Laurel. „Wir sind zusammen, weil Hal Roach uns zusammengesteckt hat, und wir sind zusammengeblieben, weil es das Publikum so wollte.“

Eine große Rolle spielen auch die Ehepartnerinnen der zwei: die divenhafte russische Sängerin und Schauspielerin Ida Kitaeva Laurel (Nina Arianda) und die bodenständige Lucille Hardy (Shirley Henderson). „Wir haben zwei Duos zum Preis von einem bekommen“, bemerkt Showproduzent Delfont an einer Stelle, und tatsächlich laufen die Ehefrauen zu solch großer Form auf, dass der Film auch gut vier Namen im Titel hätte tragen können.

Man bekommt Lust, einen Film von Laurel und Hardy anzuschauen

Doch die zärtlichsten Szenen gehören den Männern: Wenn Oliver Hardy im Krankenbett liegt und Stan Laurel sich zu ihm gesellt, bleibt einem das Lachen über den optischen Gegensatz im Hals stecken ob des gezeigten Gefühls. Dieser Film macht Lust, mal wieder einen der Laurel-und-Hardy-Filme anzusehen – und die Bezeichnung Dick und Doof für dieses leidenschaftliche Komikerpaar endgültig aus dem Wortschatz zu streichen.