Karoline Herfurth überzeugt als nette Besenreiterin in einer Verfilmung des Kinderbuchs von Otfried Preußler, die dem Geist der Vorlage gerecht wird.

Stuttgart - Verfilmungen von Kinderbuchklassikern zählen zu den heiklen Unterfangen. Generationen von Lesern haben ihre eigenen Bilder im Kopf. So ist das auch mit der „Kleinen Hexe“. Vor 61 Jahren erschien Otfried Preußlers Geschichte im hiesigen Thienemann-Verlag und ist bis in heutige Ausgaben hinein dankenswerterweise mit denselben kauzig-kantigen, gleichzeitig charmanten Zeichnungen von Winnie Gebhardt illustriert.

 

Der Autor tat sich wohl immer schwer damit, seine Bücher verfilmen zu lassen. Mit dem Ergebnis der „Krabat“-Kinoadaption von 2008 aber war er so zufrieden, dass er die Filmrechte an „Das kleine Gespenst“ derselben Produktionsfirma anvertraute, das Resultat allerdings nicht mehr erlebte. Otfried Preußler ist 2013 verstorben Seine jüngste Tochter, die Kulturwissenschaftlerin Susanne Preußler-Bitsch, begleitete das aktuelle Filmprojekt im Sinne ihres Vaters.

Mit 127 Jahren noch zu jung

Wem auch immer das zu danken sein mag, die Realverfilmung von „Die kleine Hexe“ unter der Regie von Michael Schaerer überzeugt. Viel trägt die fröhlich agierende Hauptdarstellerin Karoline Herfurth bei – mit aufgepappter breiter statt spitziger Hexennase. Sie verkörpert die Besenreiterin, die mit 127 Jahren noch zu jung ist, um am rauschenden Fest der Walpurgisnacht teilnehmen zu dürfen, souverän zwischen Trotz, Ehrgeiz und dem unbedingten Willen, Gutes zu tun. Letzterer wird ihr zum Verhängnis, er verhindert, dass sie im Hexenkreis Aufnahme findet.

Masken- und Kostümbildner sowie Ausstatter sorgen für eine schaurig-schöne, oft berückend naturnahe Atmosphäre. Das Häuschen der kleinen Hexe im Wald etwa besticht durch faszinierende Details. In dem eng an der literarischen Vorlage bleibenden Film passen die dramaturgischen Akzentuierungen perfekt. Nur wenn die kleine Hexe, nachdem sie die bösen Gesellinnen alle überwunden hat, ganz allein mit ihrem Rabenfreund Abraxas – wunderbar von Alex Prahl intoniert – feiert, wirkt sie ein wenig einsam. Die Erleichterung über den Sieg des Guten wirkt im Kopfkino anders, zumindest weniger plastisch.