Batman und Wonder Woman holen sich im Kinoneustart „Justice League“ Verstärkung. Lange hat man beim Filmstudio Warner ratlos zugesehen, wie erfolgreich der Rivale Disney auf der Leinwand Superhelden miteinander verknüpfte. Nun will man das auch hinbekommen.

Stuttgart - Ganz schön super, diese Superhelden, zumindest, was die Zugkraft angeht. Die Leinwandvarianten der Figuren aus dem Comickosmos des US-Verlags Marvel sind die verlässlichsten Umsatzbringer der Branche und machen das Studio Disney reich. Die Konkurrenz aus dem Verlagshaus DC hinkt da meist hinterher, vor allem haperte es bislang an der Vernetzung der Einzelfilme. 2013 aber startete mit dem Superman-Abenteuer „Man Of Steel“ der Versuch, die Isolation der Helden aufzugeben, die unterschieldichen Fangruppen zusammenzuführen, und nach „Batman v Superman: Dawn Of Justice“ und „Wonder Woman“ folgt nun mit „Justice League“ der bislang ambitionierteste Versuch, das DC-Universum auf der Leinwand abzubilden.

 

Düster, nachdenklich und leidvoll ist die Story angelegt, den künstlerischen Einfluss des „Batman“-Regisseurs Christopher Nolan auf die Konzeption spürt man vom ersten Bild an. Superman (Henry Cavill) wird aus dem Off von aufgeregt stotternden Kindern für ihren Videoblog befragt. Im Handy-Hochformat ist er zu sehen. Als er darauf antworten soll, was das Beste an der Welt sei, bleibt er die Antwort schuldig. Die Kamera wechselt ins Breitwandformat.

Die Armen bleiben arm

Die norwegische Sängerin Sigrid covert Leonard Cohens „Everybody Knows“ – „Jeder weiß, dass der Krieg vorbei ist, jeder weiß, jeder weiß, dass die Guten verloren haben. Jeder weiß, dass der Ausgang vorher feststand – die Armen bleiben arm, die Reichen werden reicher . . .“ Passend dazu sitzt ein bettelnder Obdachloser am Gehsteig. „I tried“, „Ich hab’s versucht“, steht auf dem Pappschild vor ihm zu lesen. Im Umschnitt randaliert ein massiger Weißer vor einem von verängstigten Arabern betriebenen kleinen Lebensmittelladen.

Regie bei diesem Projekt hat ursprünglich wie bei den neueren „Superman“-Filmen Zack Snyder geführt, der „Wonder Woman“ als Produzent und Co-Autor gesteuert hatte. Nach dem Tod seiner Tochter zog Snyder sich im Mai von „Justice League“ aber zurück, die gesamte Postproduktion und einige Nachdrehszenen verantwortete nun Joss Whedon, der zuvor am Drehbuch mitgearbeitet hatte und bei den „Avengers“-Filmen auf dem Regiestuhl saß.

Sehen Sie hier den Trailer zum Film:

Durchaus im Hier und Heute verorten Snyder und Whedon ihren Film. Gotham City und Metropolis stehen stellvertretend für die großen amerikanischen Metropolen, ihre Bewohner sind verunsichert und desillusioniert. Wohl nicht von ungefähr wird zwischendurch einmal am Twin Towers Memorial haltgemacht. Superman hat sich im Kampf gegen das Monster Doomsday geopfert, Batman (Ben Affleck) hat in Sachen Verbrechensbekämpfung alle Hände voll zu tun. Da steht die nächste große Gefahr an: Das außerirdische Wesen Steppenwolf (Ciarán Hinds), ein alttestamentarisch gehörnter Satan, will mit einer Armee an Hightech-Vampire erinnernder Paradämonen die Menschheit ausrotten.

Batman und Wonder Woman – die als Zivilmenschen stilgerecht in Daimler-Luxuskarossen vorfahren – müssen ein Team von Metamenschen rekrutieren, um der Übermacht aus dem All Paroli zu bieten. Es gilt, Aquaman (Jason Momoa), Cyborg (Ray Fisher) und The Flash (Ezra Miller) in ihre Reihen aufzunehmen, will man den Weltuntergang noch verhindern.

Agile Amazonen

Viel Zeit lässt sich „Justice League“ für seine Exposition. Die altbekannten Figuren – darunter Supermans Mama (Diane Lane) und dessen Freundin Lois Lane (Amy Adams) – bekommen Kurzauftritte, eine erste, überaus ansehnliche Actionsequenz findet auf Wonder Womans Heimatinsel Themyscira statt, wo sich die Amazonen unter der Führung von Königin Hippolyta (Connie Nielsen) gewohnt agil und formschön gegen einen Überfall der beißlustigen Invasoren zur Wehr setzen.

Anschließend werden die neuen Heroen eingeführt: der blitzschnelle Flash, der gerne mal links und rechts verwechselt, der tätowierte Muskelberg Aquaman, der unter Wasser zu Hochform aufläuft und genüsslich Hochprozentigem zuspricht, sowie die Menschmaschine Cyborg, die sich als Terminator mit Gewissen beschreiben lässt.

Alles schon mal gesehen

Die Vorstellung der einzelnen Charaktere braucht Zeit, was gewisse Längen zur Folge hat. Der ohnehin dünne Plot plätschert im Mittelteil dahin. Batman flirtet schüchtern, um nicht zu sagen verklemmt mit Wonder Woman, Superman erlebt seine Auferstehung, Polizeichef Gordon (J. K. Simmons) schaltet das Bat-Signal ein.

Alles schon irgendwie gesehen – wie auch das halbstündige Finale. Die Tricktechniker zaubern, aus den Lautsprechern wummert es in 12-Spur-Dolby-Digital, die Leinwand glüht – bis zur obligaten Rettung in letzter Sekunde. Fortsetzung garantiert. Und natürlich wird auch auf einen Vorschauclip im Abspann nicht verzichtet, unterlegt mit dem Beatles-Ohrwurm „Come Together“, wuchtig interpretiert von Gary Clark Jr. & Junkie XL: „Kommt zusammen, versammelt euch sofort!“

Justice League. USA 2017. Regie: Zack Snyder. Mit Ben Affleck, Gal Gadot, Henry Cavill, Ciarán Hinds, Diane Lane. Amy Adams. 121 Minuten. Ab 12 Jahren.