Taugen Lego-Figürchen für einen abendfüllenden Kinofilm? Das erste „Lego Movie“ hat gezeigt, dass so eine Komödie wunderbar klappen kann. Aber verträgt die Idee auch eine Fortsetzung? Wir haben genau hingeschaut.

Stuttgart - Als die Warner-Studios vor fünf Jahren ein „Lego Movie“ ankündigten, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Die Noppensteine und die klobigen, nasenlosen Figuren schienen als Grundlage für einen Animationsfilm wenig geeignet. Ein überteuertes Merchandising-Spektakel für den dänischen Baustein-Konzern drohte. Aber dann überraschten die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller mit einer einfallsreichen Story, rasantem Dialogwitz und verspielten Action-Einlagen, die darauf bauten, dass man mit Lego alles, was kaputt geht, auch wieder neu zusammensetzen kann.

 

Im ersten Teil, der weltweit fast 470 Millionen Dollar einspielte, ging es um die Grundfrage, die jeder Lego-Nutzer irgendwann beantworten muss: Baue ich nach Anleitung oder lasse ich meiner Fantasie freien Lauf? In der Fortsetzung kommen nun zeitgenössische Gender-Konflikte aufs Tapet. In die fantastisch-apokalyptische Welt, die sich der große Bruder im Keller aus Lego-Steinen aufgebaut hat, dringen nun als außerirdische Invasoren die Duplo-Figuren der kleinen Schwester.

Hypnotische Kulleraugen

Ihre Waffen sind furchterregend: Pinkfarbene Herzen mit verheerender Sprengwirkung, grellbunte Sticker und Glitzerkleber, mit denen die Gegner kampfunfähig gemacht werden, und schließlich die Mitleid erheischenden Kulleraugen, die auch die tapfersten Kämpfer hypnotisieren. Ganz klar: Hier steht das Überleben der (männlichen) Zivilisation auf dem Spiel.

Die Kerngruppe des ersten Teils verteidigt Steinstadt mit aller Kraft. Die coole Lucy zeigt ihre Kampfkunstfertigkeiten, Großmaul Batman sekundiert mit schnellen Fluggefährten und Hi-Tech-Waffen. Nur der stinknormale Emmett, der in ersten Teil vom Bauarbeiter zum vermeintlichen Auserwählten aufstieg, ist in diesem Krieg von keinem Nutzen. Selbst Lucy muss sich eingestehen, dass es ihrem herzensguten, sanften Freund erheblich an Kampfkraft fehlt. „Tougher“ und „erwachsen“ soll Emmett werden, und so beginnt der Softie an sich zu arbeiten.

Kampf der Geschlechter

Derweil werden seine Freunde auf den „Sistar“-Planeten entführt, wo Batman die Zwangsverheiratung mit der bösen, wandlungsfähigen Duplo-Königin Watevra Wa’Nabi droht. Mit „The Lego Movie 2“ holt Regisseur Mike Mitchell den Kampf der Geschlechter zwischen Bruder- und Schwesterherz ins Spielzimmer und zieht einen unterhaltsamen Resonanzboden für gesellschaftliche Debatten ein. Die Verzweiflung, mit der die Helden ihre Steinstadt gegen die rosarote Invasion verteidigen, trägt durchaus Trump’sche Züge.

Das Problem von „Lego Movie 2“ ist, dass der Film seine interessante Grundkonzeption im allzu hektischen Dauerfeurwerk aus Gags und Action aus den Augen verliert. Auch im zweiten Teil sind Dialogwitz, popkulturelle Verweise und jede Menge Genrezitate der Brennstoff, mit dem das unterhaltsame Treiben befeuert wird. Aber Mitchell gelingt es nicht, sein kreatives Chaos in konzeptionelle Bahnen zu lenken. Dadurch steht am Schluss ein etwas ermüdender Erklärmarathon, der alle Erzählebenen in einem recht verzweifelten Sinnstiftungsverfahren zusammenbringen und zum geschwisterlichen Happy End geleiten will.

The Lego Movie 2. USA 2019. Regie: Mike Mitchell, Trisha Gum. 108 Minuten. Ab 6 Jahren.