Aufregung in der katholischen Kirche: Papst Franziskus soll in einem Gespräch die Existenz der Hölle geleugnet haben. Der Vatikan dementiert: Die Hölle existiere – und auch der Papst habe nie daran gezweifelt.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Rom - Es gibt sie – die Hölle. Alle Zweifel an der Existenz ewig lodernder Flammen und Verdammnis hat der Vatikan zerstreut. Ausgerechnet Papst Franziskus soll angeblich das finstere Reich des Teufels und der von Gott getrennten Toten, den Ort des endzeitlichen Strafgerichts, wo die Menschen für ihre Sünden ewig büßen müssen, geleugnet haben.

 

Der Vatikan dementierte jetzt einen Bericht in der italienischen Zeitung „La Repubblica“, wonach das Kirchenoberhaupt gesagt haben soll: „Die Hölle gibt es nicht, was es gibt, ist die Auslöschung der sündhaften Seelen.“ Dem Vatikan zufolge wurde Franziskus falsch zitiert. „Wieder ein so genanntes Papstinterview, und wieder falsche Zitate“, titelt „Vatican News“, die amtliche Online-Nachrichtenseite des Kirchenstaates.

Wer sündigt, kommt in die Hölle

Die umstrittenen Passagen stammen aus einem Gespräch zwischen Franziskus und dem Gründer von „La Repubblica“, Eugenio Scalfari. Darin soll der Papst geäußert haben, dass die Sünder nach dem Tod nicht automatisch bestraft werden. Wer seine Taten bereut, erhalte die Gnade Gottes. Wer hingegen nicht bereut, könne auch nicht auf Vergebung hoffen. Reuelose Sünder würden einfach „ausgelöscht“.

Der 93-jährige Scalfari habe das Gespräch später für den Abdruck in der Zeitung rekonstruiert, teilte der Vatikan mit. Keines der direkten Zitate in dem Artikel sei eine „wortgetreue Niederschrift“ der päpstlichen Aussagen.

„Die Qualen der Hölle erleiden“

Ein Papst, der die Existenz der Hölle leugnet? Undenkbar. Im Katechismus, der Katholischen Kirche, der die offiziellen Lehren der Kirche zusammenfasst, heißt es unmissverständlich: „Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, so wie die Qualen der Hölle erleiden.“ Nach Aussage der Bibel ist die Hölle die ewige Finsternis, in der Heulen und Zähneklappern herrschen.

Der Vatikan betont in seiner Pressemittelung zwar, dass „der Gedanke, dass es keine Hölle gebe, vielem entgegensteht, was Papst Franziskus zuvor gesagt hat“. Was die Hölle aber genau ist, wird auch nicht näher erklärt. Gibt es überhaupt einen solchen Ort, wo die Sünder Höllenqualen erleiden und kleine und große Teufel fürs Quälen zuständig sind?

Die Hölle – ein Zustand, kein Ort

Die moderne Theologie verneint dies. Sie hat die Hölle in das Reich der Fabeln und Legenden verlegt. Die Verdammnis ist zu einer „Existenzform des Menschen“ erklärt worden, „in der er unter dem Schmerz leidet, auf Gott verzichten zu müssen“. Ein „Reinigungszustand“, in dem der Mensch unter dem Schmerz leidet, auf Gott verzichten zu müssen“.

Auch Franziskus Vorvorgänger, Johannes Paul II. (1920–2005), hat erklärt: „Die Hölle meint nicht so sehr einen bestimmten Ort, sondern vielmehr die Situation dessen, der sich frei und endgültig von Gott entfernt hat.“ Himmel, Hölle und Fegefeuer sind demnach keine realen Orte auf der irdischen oder kosmischen Landkarte, keine Topografien des Jenseits. Sie sind vielmehr Zustände der absoluten Nähe und Ferne Gottes, Situationen des Gott-Verlustes.

Hölle und Teufel

Wer oder was ist dann der Teufel? „Der Teufel“, sagt der franziskanische Gelehrte William von Baskerville, einer der beiden Hauptfiguren von Umberto Ecos Mittelalterroman „Der Name der Rose“ (1982), „ist nicht der Fürst der Materie, der Teufel ist die Anmaßung des Geistes, der Glaube ohne ein Lächeln, die Wahrheit, die niemals vom Zweifel erfasst wird.“