Zusammen mit Protestanten Eucharistie zu feiern, ist für Katholiken fast unmöglich. Daher gibt’s nun kein gemeinsames Abendmahl, sondern am 15. Mai, 17 Uhr, am Eckensee, ein Mahl am Abend für beide Konfessionen.

Abendmahl oder Mahl am Abend? Wo ist der Unterschied? Erst recht dann, wenn das gemeinsame Teilen von Brot und Wein auch noch Eucharistie genannt wird? Dann wird die Sache noch komplexer. Was dem gemeinen Christen nicht unbedingt den Schlaf raubt, lässt für Dogmatiker und Experten der Transsubstantiationslehre, die eine Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi beschreibt, kaum Spielraum für Diskussionen.

 

Der gastweise Zugang wird gefordert

Während in der evangelischen Kirche jeder Getaufte zum Abendmahl kommen darf, ist die katholische Kirche in dieser Frage viel strenger. Kein Protestant oder Andersgläubiger darf an der Eucharistiefeier teilnehmen. Genau das wollen die beiden Stadtdekane ändern. Der evangelische Vertreter Søren Schwesig und sein katholischer Amtsbruder Christian Hermes fordern anlässlich des Katholikentags (25. bis 29. Mai) die Kirchenleitungen auf, den gastweisen Zugang zu diesem Sakrament dauerhaft zuzulassen. Dies haben beide in einer Erklärung („Das Mahl Jesu teilen!) an die jeweiligen Kirchenleitungen geschrieben. Den Hintergrund dazu beschreibt Hermes: „Katholische und evangelische Christen sind unzufrieden, dass sie bei einem Katholikentag, der das Leitwort ,leben teilen’ hat, bei der wichtigsten und sakramentalen Feier des Abendmahls und der Eucharistie nicht teilen können, sondern weiterhin getrennt sind. Sie sind enttäuscht, dass der Auftrag Jesu zur Einheit von den Kirchenleitungen nicht ambitionierter wahrgenommen wird. Und sie wollen sich nicht abfinden, mit der brüsken Ablehnung gegenseitiger Gastfreundschaft, wie sie ausgerechnet beim Ökumenischen Kirchentag im vergangenen Jahr ausgesprochen wurde.“

Keine Trennung am Tisch des Herrn

Für Schwesig widerspricht diese Trennung am Tisch des Herrn sogar dem Auftrag Jesu. Dazu verweist er auf Lukas 13,29: „Und sie werden kommen von Osten und Westen und von Norden und Süden und zu Tische liegen im Reiche Gottes.“ Hermes ergänzt: „Die Ökumene ist kein Nice-to-have, sondern ein grundlegender Gedanke Jesu, dass wir alle eins sind.“ Zudem verweist der Katholik darauf, dass es bereits eine Gastregelung für Protestanten gebe: Nämlich dann, wenn sich in einem Ehepaar beide Konfessionen verbinden. Alleine in Stuttgart leben 10 001 Paare in einer konfessionsverbinden Ehe. Damit sei klar: Was hier geht, muss in anderer Weise möglich sein.

Das sieht die entsprechende Stelle im Vatikan ganz anders. Kardinal Luis Ladaria, Präfekt der Glaubenskongregation, machte dies Bischof Georg Bätzing in einem Brief klar. Ob nun auch bald Hermes Post von Ladaria bekommt? Eher nicht. „Das ist nicht unsere Flughöhe“, sagt der Stadtdekan, „aber ich wäre schon froh, wenn sich unsere Bischöfe dazu positionieren.“

Und natürlich soll auch vom Katholikentag ein entsprechendes Signal ausgehen. Rückenwind soll der Vorstoß auch durch ein Picknick am Sonntag, 15. Mai, von 17 Uhr an am Eckensee, mit dem Namen „Mahl am Abend“ geben. „Dazu lade ich alle herzlich ein“, sagt Hermes, „eine Picknickdecke bekommen die Gäste von uns geschenkt. Man muss nur Freunde und Essen mitbringen.“

Und natürlich gilt dann für beide Konfessionen das Jesus-Wort: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“