Nach dem Krieg boomte der Kirchenbau – heute werden die Gotteshäuser vielfach geschlossen oder gar abgerissen. Anlass für das Landesdenkmalamt, mit einer Wanderausstellung den Blick auf das reiche bauliche Erbe der Nachkriegsmoderne im Land zu lenken. In Stuttgart-Sonnenberg startet die sehenswerte Schau.

Stuttgart - Gebetsscheune“, „Vaterunser-Garage“, „Sprungschanze Gottes“ – Kirchenarchitektur der Nachkriegszeit hat viel Spott aushalten müssen. Das lag nicht zuletzt an der schieren Masse, vor allem aber auch an den unkonventionellen Formen der modernen Gotteshäuser. Allein in Baden-Württemberg wurden in der kurzen Zeitspanne zwischen 1945 und 1980 rund 1600 neue Kirchen gebaut, insgesamt ein Drittel aller in achthundert Jahren im deutschen Südwesten entstandenen Sakralbauten, hat das Landesamt für Denkmalpflege errechnet. Gründe für den Boom waren die nach dem Krieg rasch wachsende Bevölkerung sowie vor allem die Flüchtlingsströme aus dem Osten. Jeder neue Stadtteil brauchte neben Kindergarten und Schule auch eine Kirche, meistens sogar zwei, eine evangelische und eine katholische. Hinzu kamen liturgische Reformen, die sich in der Neuerfindung des alten Bautyps Kirche ausdrücken sollten.