Die Sanierung der Pauluskirche geht voran. Momentan laufen die Dacharbeiten, vor Kurzem wurde eine anderthalb Tonnen schwere Stahlbrücke installiert.

Die Aussicht ist einmalig, und wenn die Sonne scheint, dann macht sich hoch über den Dächern von Zuffenhausen sogar so etwas wie Urlaubsstimmung breit – freilich nur für den Besucher: Die Arbeiter auf dem Dach der Pauluskirche müssen schwer schuften und haben kaum einen Blick für das, was um sie herum passiert. Manchmal geht es um Zentimeter, jeder Handgriff muss sitzen, und dabei ist stets höchste Wachsamkeit gefragt. Beispielsweise bei dem Aufbau der vierzehneinhalb Meter langen Stahlbrücke, die vor Kurzem auf dem Dach installiert worden ist.

 

Momentan liegt alles im Zeitplan

„Alles liegt gut im Zeitplan“, sagt Martin Schaaf. Petrus habe bislang bestens mitgespielt, Regen habe es kaum gegeben. Lediglich während einiger stürmischer Tage musste man pausieren. Schaaf ist gleich in doppelter Hinsicht in das Projekt eingebunden: Zum einen sitzt er im Kirchengemeinderat, zum anderen ist sein Zuffenhäuser Dachdeckerbetrieb an der Sanierung beteiligt. Die hatte im Januar begonnen. Läuft auch weiterhin alles glatt, dann wird die Kirche im Sommer 2023 fertig. Vor allem das Dach und der Turm müssen repariert werden. Der schlimmste Feind des Gebäudes kommt nämlich ausgerechnet von oben: Regenwasser hat dem Bauwerk dermaßen zugesetzt, dass das Dach und die Fassade schadhaft sind, dass Gesteinsbrocken herausbrechen.

Schon seit längerer Zeit war klar, dass dringend etwas gemacht werden muss. 2,1 Millionen Euro sind für die Sanierung veranschlagt. 1,2 Millionen Euro kommen von der evangelischen Kirchengemeinde. Der Kirchenbezirk und die Landeskirche steuern ebenfalls etwas bei. Allerdings fehlen noch rund 100 000 Euro. Sie sollen über Spenden zusammen kommen: Alte Ziegel wurden zu kleinen Kunstwerken umgearbeitet und können nach den Gottesdiensten erworben werden, Benefizkonzerte und ein Spendenlauf sind geplant, es gibt Puzzles mit dem Bild der Kirche, die wie andere Souvenirs beim Fleckenfest verkauft werden sollen.

Da das meiste Baumaterial bereits vor einiger Zeit bestellt worden war, wirken sich die extremen Preissteigerungen nicht auf den Finanzierungsplan aus. Unter anderem werden 11 000 Dachziegel benötigt. Die erste Lieferung kam vor einigen Tagen. Rund 800 Quadratmeter beträgt die zu sanierende Dachfläche. Auch eine neue Dämmung bekommt das Gebäude, das wird später Energiekosten sparen. Immer eingebunden in die Sanierung ist das Denkmalamt, die Pauluskirche steht nämlich unter Denkmalschutz.

Das neue Dach soll mindestens sechs Jahrzehnte halten

„Das neue Dach hält mindestens 60 Jahre“, meint Schaaf. Es sei wichtig, die Sub-stanz des 1903 eingeweihten Bauwerks zu sichern. Manche Dinge, die bei den Reparaturarbeiten nach dem Krieg mehr schlecht als recht erledigt wurden, müssen korrigiert werden. So stimmt beispielsweise die Neigung des Dachs nicht immer. Besonders angeschlagen ist vor allem die Südwestseite der Kirche, da aus dieser Richtung meist der Regen kommt. Dort arbeitet unter anderem auch Martin Schaafs Bruder Albrecht. Der Zimmermeister ist der Bauleiter des Projekts und hat jahrzehntelange Erfahrung. Dennoch ist die Pauluskirche für ihn ein nicht alltäglicher Einsatz: „Das ist von der Größe, aber auch von der persönlichen Verbundenheit her etwas ganz Besonderes.“ Albrecht Schaaf ist Mitglied des Posaunenchors, zudem wurde er in der Kirche, ebenso wie sein Bruder, getauft, konfirmiert und hat dort auch geheiratet.

Rund zehn Männer sind am Werk. Momentan ist neben den Dachdeckern vor allem der Steinmetz gefragt. Alte Fassadensteine (sie sind aus Betonwerkstein) werden durch neue Kalksteine ersetzt. Auch diese Arbeit muss zum Teil hoch über den Dächern von Zuffenhausen erledigt werden. Es ist vorgesehen, dass das Baugerüst an Weihnachten abgebaut wird, der Kran soll länger bleiben. Die Kirche kann während der Arbeiten wie bisher genutzt werden. Mit einem Blick in die Ukraine, wo Gotteshäuser momentan bombardiert und beschossen werden, sagt Martin Schaaf: „Vor diesem Hintergrund bekommt die Sanierung eine ganz andere Bedeutung.“

Es werden noch Spenden für die Sanierung benötigt. Bei der BW-Bank wurde ein Konto eingerichtet, es lautet: IBAN: DE 02 6005 0101 0002 4432 56 BIC: SOLADEST600. Ebenfalls gesammelt wird bei einem Potpourri-Konzert mit Zuffenhäuser Musikern am Freitag, 20. Mai, 19 Uhr, in der Pauluskirche. Eintritt frei, um Spenden wird gebeten.