Die Stadt Kirchheim erhält für die Renaturierung des Flusses Lauter vom Landesumweltministerium eine Förderung von 180 000 Euro. Das Gewässer soll aufgewertet werden und zum Aufenthalt an den Ufern einladen.

Kirchheim - Für Helmfried Meinel, den Ministerialdirektor vom Landesumweltministerium, ist es gar nicht so einfach gewesen, den Treffpunkt für den Außentermin in Kirchheim zu finden. Mehrfach habe er Passanten nach der Brücke über die Lauter gefragt, aber keiner habe ihm so recht Auskunft geben können. „Man sieht sie nicht“, führte Meinel den Grund für die mangelnde Ortskenntnis an.

 

Doch er ist am Donnerstag eigens in die Teckstadt gekommen, um dabei mitzuhelfen, genau diesen Missstand zu beseitigen. Denn der Ministerialdirektor hatte einen Förderbescheid über rund 180 000 Euro in der Tasche. Mit diesem Geld unterstützt das baden-württembergische Umweltministerium die Pläne der Stadt, in einem weiteren Schritt das Flüsschen Lauter in der Innenstadt zu renaturieren und für die Menschen erlebbar zu machen.

Der Antrag wird schnell genehmigt

Der Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zufolge sind für den Bauabschnitt zwischen dem alten Schlachthof und dem Löwenwehr rund 750 000 Euro im Haushalt eingestellt. Rund 365 000 Euro kosten allein die wasserrechtlichen Maßnahmen, die für die Aufwertung des Wasserlaufs getroffen werden müssen – die Hälfte davon übernimmt die Umweltbehörde in der Landeshauptstadt.

Und das ungewöhnlich schnell, denn erst im Juni hatte die Stadt den entsprechenden Förderantrag gestellt. Die zuständigen Beamten hat das Konzept der Kirchheimer offenbar überzeugt. Denn in dem Sanierungsgebiet an der Max-Eyth-Straße soll den Menschen der Blick auf hässliche Betonmauern entlang des Flusses künftig erspart bleiben. Dort, wo jetzt noch triste kanalähnliche Einfassungen zu sehen sind, soll eine Böschung aufgeschüttet werden. Die Lauter soll künftig mäandernd durch die Stadt fließen und zu einem Aufenthalt an ihren Ufern einladen. Das „Wasser soll als Lebensquelle wahrgenommen werden“, sagte die Rathauschefin Angelika Matt-Heidecker. Überdies werde etwas für den Klima- und Naturschutz geleistet, und der Hochwasserschutz werde an dieser Stelle außerdem verbessert.

Die Bruckmühle hat die Pläne durcheinander gebracht

Laut dem Baubürgermeister Günter Riemer wird im Spätherbst mit den Arbeiten begonnen, innerhalb eines halben Jahres sollen sie abgeschlossen sein. Ursprünglich waren die Planungen weit großzügiger angelegt gewesen. Doch nachdem große Teile des Gemeinderats ihr Herz für die altehrwürdige Bruckmühle am Lauterufer entdeckt hatten, bewahrten sie das alte Gebäude vor dem Abriss und es wurde an einen Investor verkauft. Die Pläne mussten dadurch umfassend überarbeitet werden.

Geboren wurden diese aber schon Ende der 1990er-Jahre mit der Erarbeitung eines Wasserentwicklungskonzepts für die Stadt. Einen weiteren Schub gab 2009 die Bewerbung für die Austragung einer kleinen Landesgartenschau. Sie war zwar nicht von Erfolg gekrönt, aber schon damals waren sich die Verwaltung und der Gemeinderat einig, das darin enthaltene Konzept auch ohne Zuschlag für das Grünprojekt umzusetzen. Ein ganz zentrales Thema war dabei die Aufwertung der Lindach und der Lauter.

Die neuerliche Förderung durch das Land erachtet der Ministerialdirektor Meinel auch als „Würdigung der beachtlichen Gesamtleistung“ für die Gewässerökologie in Kirchheim. Denn in diesem Bereich habe das Land „Nachholbedarf“. Deshalb hoffe er, dass in immer mehr Kommunen dieses Thema „als wertvoller Beitrag auch zur Stadtentwicklung verstanden wird“.