Sabine Riedl und Carola Kruse haben sich einen Traum erfüllt und betreiben in Kirchheim das „Småland“. Es ist ein Stück Schweden mitten im Schwabenland.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)
Kirchheim - Zugegeben, es gibt viele außergewöhnliche Läden und Cafés im Landkreis. Sie alle vorzustellen, ist unmöglich. In einer kleinen Serie besuchen Mitarbeiter der Stuttgarter Zeitung in den kommenden Wochen einige dieser Kleinode. Den Auftakt macht das Småland in Kirchheim.
Genau so stellt man sich eine dörfliche schwedischen Idylle vor: Draußen vor dem Småland genießen drei Frauen auf einer weiß lackierten Sitzgarnitur die ersten Frühlingssonnenstrahlen. Der kleine Sandkasten wartet noch auf Kundschaft. Drinnen in dem winzigen Fachwerkhaus stehen Sabine Riedl und Carola Kruse an der Cafébar, schäumen Milch auf und schneiden Kuchen. Der Raum ist klein und hell. Und er ist prall gefüllt mit Kinderkleidung, Gartenaccessoires, Schmuck, Büchern und Tüchern: Selbstgefertigte Holzengel hängen an der Wand, ausgesägte Osterhasen suchen neue Besitzer. Viele Schmuckstücke sind Handarbeit. Ins Auge stechen aber vor allem die originellen, farbenfrohen Kindersachen. Es schließt sich ein weiterer urgemütlicher Raum an, der durchaus als Wohnzimmer durchgehen könnte, und verstärkt den Eindruck: Das hier ist eine etwas andere Villa Kunterbunt.

Früher war es mal ein Weinlokal

In der Herdfeldstraße 53 in Kirchheim, direkt gegenüber vom Ziegelwasen, haben sich Sabine Riedl und Carola Kruse vor vier Jahren einen Traum erfüllt. „Ich wollte schon immer einen Laden mit Café haben“, erzählt Sabine Riedl. Als sie dann das „Zu- vermieten“-Schild an dem kleinen Fachwerkhaus sah, haben sie und ihre Freundin Carola Kruse zugeschlagen. Früher war in den Räumen mal ein Weinlokal. Zuletzt wurde es als Versicherungsbüro genutzt.
Bereut haben die beiden die Entscheidung bis heute nicht. Auch wenn rein wirtschaftlich betrachtet die Situation deutlich besser sein könnte. „Uns fehlt hier draußen einfach die Laufkundschaft“, sagt Carola Kruse. „Das hat natürlich aber auch Vorteile“, ergänzt Sabine Riedl. „Wer zu uns kommt, findet ganz gezielt hierher. Und es sind Leute, die mit uns auf einer Wellenlänge liegen.“ So haben sich schon viele Bekanntschaften und sogar Freundschaften zwischen den Caféladenbesitzerinnen und ihren Kunden entwickelt. „Manchmal sind wir auch Berater oder Seelsorger für die Mütter junger Kinder spielen“, erzählt Carola Kruse, die ebenso wie Sabine Riedl Mutter zweier Kinder ist.

Malerischer Landstrich in Schweden

Småland ist übrigens ein besonders malerischer Landstrich in Schweden und heißt übersetzt „kleines Land“. Mit dem Namen – den eine Freundin vorgeschlagen hat – sind beide Inhaberinnen glücklich, schließlich soll der Flair Skandinaviens durch die Räume wehen. Allerdings, das räumt Sabine Riedl offen ein, führt der Name etwas in die Irre. Denn wirklich schwedische Artikel findet man im Smaland – mit Ausnahme eines köstlichen Glühweins im Winter und leckerer Zimtschnecken – nur wenige: Immerhin gibt es Kinderbücher von Astrid Lindgren – allerdings auf deutsch.
Die originelle Kinderkleidung, fair gehandelt und aus reiner Biobaumwolle, wird in England designt. Viele der Accessoires stammen aus Eigenproduktionen, die Biomilch für den fair gehandelten Kaffee kommt vom Demeterhof in Bad Boll. Und selbst das Eis, das in diesem Sommer angeboten wird, ist erstmals Demeterware.

Fast wie daheim im Wohnzimmer

Bewährt habe sich, so erzählen die beiden Besitzerinnen des Småland, auf jeden Fall die Kombination aus Café und Laden: Viele Kunden kämen gezielt ins Café, um dann doch noch eine Kleinigkeit aus dem Laden mitzunehmen.
Und dann erzählt Sabine Riedl noch eine nette Episode: viele Kinder zögen ganz freiwillig ihre Schuhe aus, bevor sie sich in das „Wohnzimmer“ im Småland trauten. Man fühlt sich hier eben nicht wie in irgendeinem Laden, sondern – zumindest fast – so wie zu Hause.