Der Kirchheimer Gemeinderat hat Matthias Strähle als neuen hauptamtlichen Ortsvorsteher für Jesingen mehrheitlich abgelehnt. Und das, obwohl der Ortschaftsrat zwei Tage zuvor einstimmig für den Kandidaten votiert hatte.

Kirchheim - In Kirchheim bahnt sich Ungemach zwischen dem Gemeinderat und dem Ortschaftsrat des Stadtteils Jesingen an. Denn in der jüngsten Sitzung haben die Stadträte mehrheitlich Matthias Strähle als neuen hauptamtlichen Jesinger Ortsvorsteher abgelehnt, obwohl dieser zwei Tage zuvor einstimmig vom örtlichen Gremium gewählt und zur Wahl vorgeschlagen wurde. Jetzt stellt sich die Frage: Ist das Votum politisch motiviert? Oder hat schlicht der Kandidat nicht überzeugt?

 

Eigentlich wäre die Bestätigung des Kandidaten eine reine Formsache gewesen, möchte man meinen. Aber der 36-jährige Strähle – er war im Bewerberverfahren um die Leitung der Ortschaftsverwaltung der einzige verbliebene Kandidat – erhielt nach seiner Vorstellung im Ratssaal nicht die erforderliche absolute Mehrheit im städtischen Gremium und fiel durch.

Votum „keine Absage an die Stelle“

Die Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker hatte sich bereits in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, die hauptamtlichen Ortsvorsteher in Nabern und in Jesingen abzuschaffen oder für beide Teilorte zusammen nur noch einen Verwaltungschef zu berufen. Doch sie bestreitet, das Votum sei in diesem Fall als „Absage für die Stelle“ zu verstehen. Sie macht dafür allein die Vorstellung Strähles verantwortlich, die wohl bei einigen Räten nicht dazu angetan war, auf den momentanen Verwaltungsmitarbeiter in Laichingen (Alb-Donau-Kreis) als Ortsvorsteher von Jesingen zu setzen. Das sagt sie zwar nicht direkt, aber sie merkt an: „Wenn ich überzeugend bin, bekomme ich die Mehrheit. Und wenn ich die Mehrheit nicht bekomme, dann war ich eben nicht überzeugend.“

Matthias Strähle will nicht spekulieren, aus welchen Gründen ihm die Stadträte mehrheitlich das Vertrauen verwehrt haben. Aber es habe ihn überrascht, dass er im Gemeinderat durchgefallen ist. Denn die Ortschaftsräte in Jesingen „wollen mich, sonst hätten sie mich ja nicht gewählt“. Auch er sei davon ausgegangen, es sei ein rein formaler Akt, dann vom Gesamtgremium bestätigt zu werden.

Politisches Kalkül oder Ablehnung?

Ralf Stolz, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Ortschaftsrat Jesingen, findet: „Er hat sich nicht schlecht verkauft.“ Und er bezweifle, dass man sich nach einer nur zehnminütigen Vorstellung ein Bild von einem Menschen und seinen Qualifikationen machen könne. Deshalb wundert er sich über das Wahlergebnis. Es müsse nun erst einmal analysiert werden, was die Gründe für Strähles Scheitern im Gemeinderat seien. Denn es sei nach der geheimen Abstimmung nicht erkennbar, ob politisches Kalkül oder lediglich eine Ablehnung von Strähles Bewerbung hinter dem Wahlergebnis stecke.

Um die Kuh vom Eis zu bekommen, soll das vor der nächsten Gemeinderatssitzung am 16. Dezember abgeklärt werden. Denn dann unternimmt der Rat möglicherweise einen neuer Anlauf, um Strähle doch noch zum Ortsvorsteher von Jesingen zu küren. Bis dahin will die Oberbürgermeisterin „das Gespräch mit dem Ortschaftsrat suchen“. Auf jeden Fall wolle sie vermeiden, „dass es einen Riss zwischen den beiden Gremien gibt“. Ebenso werden sich die Ortschaftsräte mit den Gemeinderatsfraktionen unterhalten. Ganz unerfahren sind Letztere bei diesem Thema ohnehin nicht. Vor rund eineinhalb Jahren war der vom Ortschaftsrat Nabern erkorene Kandidat ebenfalls im Gesamtgremium durchgefallen und hatte danach seine Bewerbung zurückgezogen.

Daran denkt Matthias Strähle im Moment noch nicht. Er will zunächst die Gespräche abwarten. Seine Kandidatur werde er aufrecht erhalten, „so lange der Ortschaftsrat hinter mir steht“.