Es wurde höchste Zeit, dass in Stuttgart das Anmeldeverfahren für einen Kitaplatz modernisiert wird. Das erleichtert Eltern zwar das Procedere, schafft aber noch keinen einzigen zusätzlichen Kitaplatz, meint Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Es ist zu begrüßen, dass man sich auch im Jugendamt auf die Vorteile zeitgemäßer technischer Mittel besinnt. Erstmals sollen alle Vormerkungen für Kitaplätze online erfolgen und zentral bearbeitet werden. Das klingt vernünftig. Es verwundert nur, dass dieser Schritt nicht schon längst erfolgt ist. Denn wie sonst sollte man einen aktuellen Überblick darüber erhalten, wo wie viele Plätze belegt oder nicht belegt sind?

 

Auch die Neuerung, dass jetzt die Zahl der Wunschkitas beim städtischen Träger auf drei und bei anderen Trägern auf sieben begrenzt wurde, scheint in diesem Zusammenhang schlüssig. Denn dies macht das ganze Anmeldeverfahren überschaubarer und vor allem schneller. Und es beendet die unzumutbare und auch uneffiziente Vorgehensweise, dass Eltern von Einrichtung zu Einrichtung laufen und ihr Kind zum Schluss bei hundert Kitas vormerken lassen. Das war nicht nur für die Eltern mit großem Aufwand verbunden, sondern auch für die Einrichtungen. Und es war vor allem ganz schlecht für einen Überblick. Dabei hatten Eltern nicht einmal die Gewähr, auf diese Art tatsächlich einen Platz zu erhalten. Es war eher ein Akt der Verzweiflung.

Das neue Verfahren verspricht eine raschere Bearbeitung, aber noch keine neuen Plätze

Also: Das neue Verfahren verspricht eine raschere Bearbeitung und Gesamtübersicht. Gut so. Man darf gespannt sein, wie es sich in der Praxis bewährt. Aber es verspricht keine Plätze. Und es verspricht auch keine neuen Erzieherinnen. Es darf kein Dauerzustand bleiben, dass weit mehr als 3000 Kinder keinen Kitaplatz haben. Neuen Druck könnte die Stadt Stuttgart zudem bekommen, wenn der Streit um die Erstattung von Mehrkosten für Privatkrippen höchstrichterlich entschieden sein wird. Schon aus der bisherigen Rechtsprechung ging klar hervor, dass es die Stadt ist, die den Rechtsanspruch der Kleinen auf einen Krippenplatz erfüllen muss. Die Sache könnte richtig teuer werden.

Bleibt nur eins: Die Stadt ist also weiterhin gefordert, den Ausbau der Kitas voranzutreiben und alles zu tun, um gute Fachkräfte nach Stuttgart zu locken. Die beschlossene Aufstockung der praxisorientierten Erzieherausbildung (Pia) ist der richtige Weg. Und auch der Beschluss des Gemeinderats für eine Fortsetzung der Großstadtzulage ist ein wichtiges Signal.