In vielen Kindergärten wurde in den letzten Tagen eifrig gebastelt. Mit den kleinen Geschenken werden inzwischen aber auch Väter bedacht. Und in einer Kita in Hochdorf wird bewusst gar nicht mehr gebastelt.

Dem Muttertag kann man fast nicht entgehen. Allenthalben werben Geschäfte mit Blumen, Kuchen, Parfums und anderen Geschenkartikeln, welche die Mutter oder auch die Ehefrau als Mutter der gemeinsamen Kinder erfreuen sollen. Und auch in vielen Kindergärten und Grundschulen wird eifrig gemalt und gewerkelt. Aber wie zeitgemäß ist das heute überhaupt noch, wo sich traditionelle Rollenbilder gewandelt haben und sich Mütter, Väter und Großeltern die Aufgabe der häuslichen Kindererziehung und -betreuung teilen?

 

Gisela Bühler, die Leiterin des Kinderhauses im Remsecker Stadtteil Hochdorf, vertritt zum Muttertags-Basteln eine ganz klare Meinung: „Das gibt’s bei uns schon lang nicht mehr.“ Sie selbst habe zum Muttertag schon immer eine zwiespältige Einstellung gehabt. Und das aus mehreren Gründen: „Selbst die Amerikanerin Anna Marie Jarvis, die das Ganze vor mehr als hundert Jahren initiiert hat, hat den Muttertag mit steigender Verbreitung und Kommerzialisierung später kritisch gesehen und hat bereut, ihn ins Leben gerufen zu haben.“

Mutterbild überhöht

Ein weiterer Grund: Der Missbrauch durch die Nationalsozialisten. „Damals sind Mütter völlig überhöht worden – Stichwort Mutterkreuz für Frauen mit vielen Kindern“, erklärt die Kita-Leiterin. Auch heute noch steckt aus ihrer Sicht eine Überhöhung des Mutterbilds in dem Tag. „Die Kinder sollen dankbar sein, dass sich die Mütter um alles kümmern – aber auch die Väter kümmern sich ja heute oder die Großeltern. Das ist nicht mehr zeitgemäß, deshalb sollte man davon wegkommen.“ Insgesamt sehe sie keinen Sinn in dem Tag.

Aus ihrer Sicht gehen Väter und ihre Rolle für die Kindererziehung oft unter. „Deshalb hatten wir sie zunächst samstags eingeladen, um gemeinsam mit den Kindern für die Mutter etwas zu basteln.“ Davon sei man aber vor etwa zehn Jahren dann ganz abgekommen. Nur am Anfang seien manche Mütter deshalb „ein wenig auf die Barrikaden gegangen“. Das sei aber schon lang nicht mehr der Fall, inzwischen werde das von allen akzeptiert.

Auch die Väter werden beschenkt

Und schließlich sei eine solche Bastelei im Kindergarten auch oft „echt mühselig“. Immer wieder würden Kinder fehlen, und bis dann alle etwas fertiggestellt hätten, könne das dauern – oder einige hätten gar nichts, und das sei dann auch traurig. „Uns ist es wichtiger, im Lauf des Jahres gute Arbeit zu machen. Das wissen auch die Eltern mehr zu schätzen“, sagt Gisela Bühler. Eine Ausnahme gibt es aber: Zu Weihnachten werde immer gezielt mit den Kindern gebastelt, betont sie.

Veränderungen in Sachen Muttertag gibt es nicht nur in Hochdorf, sondern auch in anderen Kindergärten im Landkreis. Hier wird zwar noch gebastelt, aber nicht nur für die Mütter, sondern auch für die Väter. Im städtischen Beethovenkindergarten in Freiberg beispielsweise wird ein Elterntag gefeiert, im evangelischen Friedrich-Fröbel-Kinderhaus in Ludwigsburg gleich ein Familientag. Da wird dann gemeinsam gebastelt und gesungen und Gedichte werden aufgesagt.