Im Lockdown mussten Eltern Arbeit und Kinderbetreuung parallel stemmen. Als Schulen und Kitas wieder öffneten, waren viele erleichtert. Manche von ihnen aber nur kurz.

Digital Desk: Lotta Wellnitz (loz)

Ludwigsburg - Es gibt sicherlich Eltern, die erleichtert waren, als Schulen und Kitas letzte Woche wieder öffneten. Für einige Mütter und Väter im Landkreis Ludwigsburg brachte das Ende der Sommerferien aber vor allem eins mit sich: neue Sorgen. Denn in den Kinder- und Familienzentren Eden in Eglosheim und Bäderwiesen in Oßweil wurden die Öffnungszeiten drastisch eingeschränkt. Statt einer Ganztags- (7 bis 17 Uhr) gibt es nur noch Halbtagsbetreuung (8 bis 14 Uhr). Die katholische Kirche Ludwigsburg ist Träger der Einrichtungen und begründete den Schritt damit, dass Personal fehle. Das stand schon vor den Ferien fest, trotzdem habe man gehofft, dass sich etwas ändere, so Elternbeirätin Susanne Hofmann. Damals wandte man sich in einem offenen Brief an den Träger und die Rathausspitze, geholfen hat es nicht.

 

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„Eine Familie hat die Einrichtung bereits verlassen, weil sie anderswo einen Ganztagesplatz bekommen hat“, sagt Hofmann. Für die Eltern sei die Situation besonders schwer, schließlich arbeiteten oft beide Teile, zudem gebe es etliche Alleinerziehende. Jetzt müssten sie schauen, wie sie den erneuten Ausfall managen. Einige Mütter und Väter überlegten schon, ihre Arbeitszeiten zu reduzieren, sagt Hofmann. Da die Kinderbetreuung aber „irgendwie funktionieren muss“, schlossen sich die Eltern zusammen und wechseln sich nun mit der Betreuung ab. Das klappe allerdings nur, wenn keiner von ihnen krank werde, schränkt Susanne Hofmann ein.

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Wie lange die Öffnungszeiten eingeschränkt bleiben, ist unklar. Sobald es nur etwas Spielraum gebe, werde man sie wieder erweitern, sagt Tanja Kreuzinger, die den Bereich Kindertagesstätten der katholischen Kirche Ludwigsburg leitet. Das hänge allerdings von der Bewerbungs- beziehungsweise Personalsituation ab. Man bedauere die Umstände und suche bereits geeignetes Personal. Allerdings fehlen im pädagogischen Bereich immens viele Fachkräfte, auch andere Einrichtung in Baden-Württemberg seien davon betroffen, sagt sie. In den eigenen Kitas bilde man zwar Erzieherinnen und Erzieher aus, als Träger allein könne man das Problem aber nicht lösen – vor allem nicht kurzfristig.

Stadt will mit großer Kampagne Personal anwerben

Laut Meike Wätjen, Sprecherin der Stadt Ludwigsburg, habe diese den Träger „mit fachlicher Beratung unterstützt“ und Lösungsmöglichkeiten besprochen. Allerdings seien die gekürzten Öffnungszeiten nicht abzuwenden gewesen. Anfang 2022 gebe es aber eine groß angelegte Werbekampagne. Mit der wolle man für alle Träger Fachkräfte gewinnen, so Wätjen. Für Elternbeirätin Hofmann kommt diese Offensive „reichlich spät“. Noch dazu werde sie ja wohl frühestens ein halbes Jahr später „fruchten“, sagt sie. Die Verantwortlichen hätten auf den Personalengpass viel früher reagieren müssen – und nicht erst, wenn die Situation richtig prekär sei, so Hofmann weiter.